MoneyMuseum's Podcast (3-5 Minuten Dauer)

Faust und die Kapitalfunktion

Jurg Conzett

Doktor Faust und das liebe Geld


Faust ist mehr als eine lästige Schullektüre oder eine packende Geschichte eines Mannes, der den sprichwörtlichen Pakt mit dem Teufel eingeht. Faust bietet nämlich einen spannenden Einblick in die Geldgeschichte Europas und den Kulturwandel. „Wie denn das?“ fragen Sie vielleicht. Mann muss sich nur die zwei Versionen der Faust-Erzählung genauer anschauen, die uns überliefert sind.


Die ältere Version des Faust-Stoffs verfasste der englische Dramatiker Christopher Marlowe Ende des sechszehnten Jahrhunderts. Es ist eine Umbruchszeit, der Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit. Mit Blick auf das Geld galt im Mittelalter ein Zinsverbot. Dieses beginnt zu bröckeln. In Marlowes Faust bezahlt der Protagonist Doktor Faust teuer für seinen Frevel, nämlich mit seinem Leben.


Ganz anders bei Goethe, der sich der Faust-Erzählung im achtzehnten Jahrhundert angenommen hatte. Das Individuum hatte sich weitgehend emanzipiert. Das moderne Geld hatte seinen Siegeszug global angetreten. Bei Goethe wird kein Vertrag mehr abgeschlossen, sondern es wird gewettet. Eine Wette auf die Zukunft wie wir sie von den Aktien- oder Derivate-Märkte kennen. Welche Gefahr darin besteht, haben wir zweitausend und acht in der Finanzkrise schmerzlich zu spüren bekommen. Alle hatten sich verzockt und Finanzexperten, Ökonomen, gewöhnliche Anleger auf dem falschen Fuss erwischt. Die Krise sah niemand voraus. Das hochgelobte „perfekte“ System, der globale Finanzmarkt, kollabierte, fast. Und heute? Es wird eifrig weiter gewettet, als wäre nichts geschehen. Aber die nächste Krise kommt bestimmt. Wetten?

Speaker 1:

Dr Faust und das liebe Geld. Faust ist mehr als eine lästige Schullektüre oder eine packende Geschichte eines Mannes, der den sprichwörtlichen Pakt mit dem Teufel eingeht. Faust bietet nämlich einen spannenden Einblick in die Geldgeschichte Europas und den Kulturwandel. Einen spannenden Einblick in die Geldgeschichte Europas und den Kulturwandel. Wie denn das, fragen Sie vielleicht. Man muss sich nur die zwei Versionen der Fausterzählung genauer anschauen, die uns überliefert sind. Die ältere Version des Fauststoffs verfasste der englische Dramatiker Christopher Marlowe Ende des 16. Jahrhunderts. Es ist eine Umbruchszeit, der Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit. Mit Blick auf das Geld galt im Mittelalter ein Zinsverbot. Dieses beginnt zu bröckeln. In Marlows Faust bezahlt der Protagonist Dr Faust teuer für seinen Frevel, nämlich mit seinem Leben.

Speaker 1:

Ganz anders bei Goethe, der sich der Fausterzählung im 18. Jahrhundert angenommen hatte Das Individuum hatte sich weitgehend emanzipiert. Das moderne Geld hatte seinen Siegeszug global angetreten. Bei Goethe wird kein Vertrag mehr abgeschlossen, sondern es wird gewettet, eine Wette auf die Zukunft, wie wir sie von den Aktien oder Derivatemärkte kennen. Welche Gefahr darin besteht, haben wir 2008 in der Finanzkrise schmerzlich zu spüren bekommen. Alle hatten sich verzockt und Finanzexperten, ökonomen, gewöhnliche Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Die Krise sah niemand voraus. Das hochgelobte, perfekte System, der globale Finanzmarkt kollabierte fast, und heute, es wird eifrig weitergewettet, als wäre nichts geschehen. Aber die nächste Krise kommt bestimmt Wetten.