MoneyMuseum's Podcast (3-5 Minuten Dauer)

Tyrannei des Geldes. Text von Hans Peter Treichler

May 24, 2024 Jurg Conzett

Grundlage des Buches sind Amiels Tagebucheinträge über sein Verhältnis zum Geld. Entstanden ist dabei eine eigentliche Ökobiografie, in welcher der blitzgescheite Analytiker Amiel die brisantesten Fragen zu Geld und Gesellschaft von heute bereits im 19. Jahrhundert herausarbeitet.

«Nichts ist so erfolgreich wie der Erfolg», hielt Henri-Frédéric Amiel 1868 in seinem Tagebuch fest. Es sollte eines seiner meist zitierten Bonmots werden. In seinem Journal intime schreibt Henri-Frédéric Amiel, Genfer Professor und Literat, unentwegt Eindrücke und Gedanken jedes einzelnen Tages auf. 30 Jahre und 17'000 Seiten lang.

Hans Peter Treichler hat sich auf die Spuren des Tagebuchs gemacht und zeichnet entlang ausgewählter Texte ein faszinierendes Porträt des Genfer Gelehrten. Im Zentrum steht das Verhältnis des Literaten zum Geld.

Henri-Frédéric Amiel beobachtete den Verfall der bürgerlichen Werte in Genf und bemerkte, dass Besitz und Absicherung die Leistung und den Verdienst verdrängten. In seinen Tagebüchern warnte er, dass eine Gesellschaft, die sich auf Geld gründet, daran zugrunde gehen kann, wenn das Symbol wichtiger als die Sache selbst wird. Zudem stellte er fest, dass der eigentliche Feind des Geistesarbeiters nicht die nackte Armut war, sondern die ständige finanzielle Sorge. Amiel verurteilte die Abhängigkeit von Mitgift und finanzieller Sicherheit bei Eheschließungen und kritisierte die Rolle des Geldes in der Gesellschaft. Trotz seines Abscheus gegenüber der Finanzwelt erkannte er die Macht und den Einfluss des Geldes, was sich auch in seiner eigenen finanziellen Vorsicht und Skepsis widerspiegelte .