
MoneyMuseum's Podcast (5 Min.)
Audioführer-Konzepte für das MoneyMuseum: Einblick in die Welt des Geldes
Das MoneyMuseum ermöglicht es Besuchern, die komplexe Welt des Geldes interaktiv zu erkunden. Speziell entwickelte Audioführer beleuchten dabei verschiedene Aspekte des Geldes und bieten vertiefende Einblicke in seine Funktionen und kulturelle Bedeutung.
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Station 4: Die kühne Vision von Manesse: Wie ein Schweizer Verlag im Zweiten Weltkrieg Weltliteratur rettete
Eine faszinierende Kulturgeschichte entfaltet sich vor dem düsteren Hintergrund des Zweiten Weltkriegs. Als die Welt in Flammen stand und Papier ein rares Gut war, wagte Dr. Walter Mayer 1944 in der Schweiz einen bemerkenswerten Schritt. Mit der Gründung der Manesse-Bibliothek der Weltliteratur setzte er ein leuchtendes Zeichen für humanistische Werte und kulturellen Austausch.
Die Zahlen sprechen für sich: 53 Bücher in den ersten fünf Jahren – ein literarischer Kraftakt unter schwierigsten Bedingungen. Mayers strategischer Ansatz begann mit vertrauten deutschsprachigen Klassikern, um dann mutig Brücken zu schlagen. Die Aufnahme von Martin Bubers jüdischen Erzählungen 1949 war ein kraftvolles Statement nach dem Holocaust. Gleichzeitig baute er mit englischen Klassikern von Jane Austen bis Charles Dickens kulturelle Verbindungen auf.
Besonders beeindruckend war Mayers feines Gespür für die Bedürfnisse seiner Zeit: kürzere Texte für Menschen mit wenig Lesezeit, Märchensammlungen für Familien und thematische Anthologien als Verkaufsschlager. Seine Anpassungsfähigkeit zeigte sich im klugen Umgang mit russischer Literatur, wobei er Dostojewskis intensive Werke erst später einführte, als die Welt bereit war für tiefgründigere Auseinandersetzungen. Trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen hielt er an höchster Qualität fest – ein Erbe, das bis heute Bestand hat.
Taucht mit uns ein in die Geschichte eines kulturellen Abenteuers, das zeigt, wie Literatur selbst in dunkelsten Zeiten Brücken bauen und Hoffnung spenden kann. Was können wir heute von Mayers Balance zwischen Vision und Pragmatismus lernen? Hört rein und entdeckt eine zeitlose Lektion über die verbindende Kraft der Kultur.
Stell dir vor, mitten im Zweiten Weltkrieg, als Papier so knapp war wie Hoffnung selbst, startete in der Schweiz ein kulturelles Experiment, das die Literaturwelt für immer verändern sollte.
Speaker 2:Hm, das klingt nach einem gewagten Unterfangen. Was genau hat Dr Walter Mayer da 1944 eigentlich riskiert?
Speaker 1:Also die Geschichte ist wirklich faszinierend. Er startete die Manesse-Bibliothek der Weltliteratur mit dem Ziel, im Geiste Goethes eine Sammlung zu schaffen, die Kulturen verbindet. In den ersten fünf Jahren erschienen 53 Bücher, was angesichts der Umstände unglaublich ist.
Speaker 2:Das muss ein enormer logistischer Kraftakt gewesen sein, besonders wenn man bedenkt, dass selbst in der neutralen Schweiz Papier rationiert war.
Speaker 1:Genau. und weißt du, was interessant ist? Er ging dabei sehr strategisch vor. In den ersten Jahren stammten 38 Prozent der Werke aus dem deutschsprachigen Raum, Sozusagen das sichere Terrain mit Goethe, Hesse und Thomas Mann.
Speaker 2:Aber dann wagte er 1949 diesen bemerkenswerten Schritt mit Martin Bubas Erzählungen der Chassidim oder Ja, und das war ein wichtiges Signal für die Anerkennung jüdischer Kultur nach dem Holocaust.
Speaker 1:Gleichzeitig baute er eine Art literarische Brücke mit englischen Klassikern Jane Austen, die Brontë-Schwestern, Dickens.
Speaker 2:Klassikern Jane Austen, die Brontë-Schwestern Dickens, So konnte er verschiedene Lesergruppen gezielt ansprechen Die Brontës für ein eher weibliches Publikum, Konrads Herz der Finsternis für männliche Leser.
Speaker 1:Und was ich besonders clever finde er hatte ein feines Gespür für die praktischen Bedürfnisse seiner Zeit. Kurze Texte und Anthologien für Menschen mit wenig Lesezeit, märchen von Grimm und Andersen für Familien.
Speaker 2:Die thematischen Sammlungen wie italienische Novellen waren ja auch echte Verkaufsschlager.
Speaker 1:Wobei nicht alles funktionierte. Die Briefsammlungen von Mozart und Hebel kamen nicht so gut an, aber daraus entwickelte er später erfolgreiche Musikerporträts. Ein schönes Beispiel für seine Anpassungsfähigkeit.
Speaker 2:Was mich wundert. Französische Literatur war kaum vertreten. Lag das vielleicht an der Mehrsprachigkeit der Schweiz?
Speaker 1:Sehr wahrscheinlich. Viele Schweizer lasen französische Werke vermutlich lieber im Original, Aber schau mal, wie geschickt er mit der russischen Literatur umging. Aber schau mal, wie geschickt er mit der russischen Literatur umging Gogol, Tschechow, Tolstoi wobei Dostoevsky erst später kam.
Speaker 2:Vermutlich war die Zeit noch nicht reif für Dostoevskys intensive Werke direkt nach dem Krieg.
Speaker 1:Genau Die Menschen sehnten sich nach leichteren, hoffnungsvolleren Geschichten. Ab 1947 nahm das Programm dann richtig Fahrt auf Die Schweiz als neutrales.
Speaker 2:Land hatte da einen entscheidenden Vorteil Während andere Länder noch mit dem Wiederaufbau beschäftigt waren, konnte man hier schon am kulturellen Neuanfang arbeiten.
Speaker 1:Was ich auch bemerkenswert finde, wie er es schaffte, trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten an der hohen Qualität der Bücher festzuhalten. Das war ein wichtiges Statement.
Speaker 2:Und diese Qualität zahlt sich bis heute aus. Viele dieser Ausgaben sind ja noch immer im Handel.
Speaker 1:Letztendlich hat Meyer in diesen fünf Jahren mehr geschaffen als nur eine Buchreihe. Er hat gezeigt, wie Kultur Brücken bauen kann, selbst in den schwierigsten Zeiten.
Speaker 2:Eine Vision, die auch heute noch relevant ist, wenn man über kulturellen Austausch und Völkerverständigung nachdenkt.
Speaker 1:Und genau das macht diese Geschichte so zeitlos Sie zeigt, wie man mit Mut, Weitblick und der richtigen Balance zwischen Ideal und Pragmatismus etwas wirklich Bedeutendes schaffen kann.