
MoneyMuseum's Podcast (5 Min.)
Audioführer-Konzepte für das MoneyMuseum: Einblick in die Welt des Geldes
Das MoneyMuseum ermöglicht es Besuchern, die komplexe Welt des Geldes interaktiv zu erkunden. Speziell entwickelte Audioführer beleuchten dabei verschiedene Aspekte des Geldes und bieten vertiefende Einblicke in seine Funktionen und kulturelle Bedeutung.
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Geld kritisch betrachtet: Von Material zu Denkform (1 Std.)
Was ist Geld wirklich? Diese faszinierende Analyse von Eske Bockelmann zerlegt unsere grundlegendsten Annahmen über Geld und entlarvt es als ein System der Macht, das weit über seine Funktion als Tauschmittel hinausgeht.
Der Text führt uns durch eine radikal andere Sichtweise auf die Geschichte des Geldes. Entgegen der verbreiteten Vorstellung, dass Geld ursprünglich aus wertvollen Materialien bestand, zeigt Bockelmann, dass Geld von Anfang an virtuell war. Frühere Zahlungsmittel waren Teil eines Systems von Verpflichtungen und Schulden, nicht "Werte" im modernen Sinn. Erst mit dem Aufkommen der kapitalistischen Wirtschaft im 16. Jahrhundert entstand das Geld als abstraktes Wertesystem.
Besonders erhellend ist die Analyse des Wachstumszwangs: Nicht menschliche Gier zwingt zu wirtschaftlichem Wachstum, sondern die Systemlogik selbst. In einer Gesellschaft, die vom Geld abhängig ist, muss Geld mehr Geld werden – eine mathematische Notwendigkeit, die uns in einen Teufelskreis der ökologischen und sozialen Zerstörung treibt.
Tief beunruhigend ist zu erkennen, wie Geld unser Denken prägt. Es zwingt uns, alles quantitativ zu bewerten und in Zahlen auszudrücken. Die Subjekt-Objekt-Spaltung, die unser modernes Weltbild bestimmt, ist eine direkte Folge der Geldwirtschaft. Wir werden zu vereinzelten Individuen in ständiger Konkurrenz zueinander – gefangen in einem System, das uns zu verkaufen zwingt (sei es unsere Arbeitskraft oder Waren), um zu überleben.
Tauche ein in diese gedankenverändernde Reise zur kritischen Betrachtung dessen, was wir als selbstverständlich ansehen. Entdecke neue Perspektiven auf die Möglichkeit einer Gesellschaft jenseits der Geldlogik.
Geld kritisch betrachtet. Die folgenden Texte folgen dem gleichnamigen Booklet des Money Museums, das dort gratis bezogen werden kann. Geschrieben sind sie von Eske Bockelmann, dem Autor mehrerer Bücher über Geld. Dieser Text unterteilt sich in sieben Bereiche, die von greifbaren Aspekten wie Geld und Material, zeit und Macht bis hin zu abstrakteren Themen wie Gesellschaft und Denkformen reichen. Geld und Material Es war nicht schon immer Geld. Es waren Dinge, die man im Tausch für andere Dinge gab, und auch falls sie in gemünztem Metall bestanden, sie waren nicht deshalb schon Geld. Das ist eine historische Tatsache, der bis heute kaum jemand nachgefragt, geschweige denn nachgeforscht hat und der unsere Überzeugungen entschieden widersprechen. Fast alle. Nehmen wir heute an, jeder Kauf und jeder Handel wäre, egal in welcher Epoche, mit Geld vollzogen worden. Zumindest, so nehmen wir an, hätte man alles nach einem Wert getauscht und gehandelt, den die Menschen den Dingen zuschrieben und der irgendwann besser in Geld bemessen worden wäre als in diesen Dingen selbst, und so wäre es zu Geld gekommen, Zu Geld als einer Form von Wert. Tatsächlich ist Geld nicht von Wert zu trennen. Genau das aber zwingt zu der Erkenntnis, dass es in historischen Zeiten bis hinauf ins europäische Mittelalter nicht Geld war, womit man kaufte, da es so lange nachweislich nirgends und in keinem Fall die Vorstellung eines Wertes oder Tauschwertes gab. Zahlungen sind bis dahin Teil jenes archaischen Zusammenlebens von Menschen, das vor dem Aufkommen von Geld auf ihren wechselseitigen Verpflichtungen innerhalb eines Gemeinwesens beruht. Eine jede Zahlung, auch wenn sie für eine gekaufte Ware zu leisten ist, leistet Ausgleich für eine Schuld oder erfüllt eine Schuldigkeit.
Speaker 1:Die Schuld kann in einer Untat bestehen. Wenn ein Mann aus der eigenen Sippe einen Mann aus einer anderen erschlagen hat, ist Blutrache dafür ein Ausgleich oder die Zahlung im archaischen Sinn. Die Sippe des Getöteten tötet ihrerseits einen Mann aus der Sippe des Schuldigen, und damit ist die Schuld aufgehoben. Aber der Ausgleich kann auch erfolgen, indem der geschädigten Sippe entsprechende Gaben überreicht und gezahlt werden. Mit deren ritueller Überreichung ist die Schuld ebenso ausgeglichen wie durch die tödliche Rache Statt. In einer belastenden Schuld kann die Schuldigkeit jedoch auch in einer positiven Verpflichtung bestehen.
Speaker 1:Die Dinge, die dann jeweils zu zahlen sind, gelten als Gegenleistung zum Beispiel für erwiesene oder für erhoffte Hilfe bei einer Heirat, für die Überlassung der Frau oder unzähliges anderes. Welche Art von Dingen dabei als Zahlung zu überreichen sind, war je nach Gelegenheit sehr genau festgelegt, und so werden diese Dinge Kauri-Schneckenhäuser oder Tukula-Paste, die Federn des Honigfresservogels oder Schweine und Schafe zu Zahlungsmitteln, zu archaischen Zahlungsmitteln, in keinem Fall aber werden sie dadurch schon zu Geld Münzen. Münzen sind ursprünglich Stücke aus Edelmetall von einem jeweils festgelegten Gewicht. Noch bevor man Münzen prägt, hat man solche Stücke schlicht in Form von Klumpen oder Barren verwendet, und zwar verwendete man sie für Zahlungen, zur Sühnung einer Schuld, zu Ehrung oder Belohnung, als Abgabe oder etwa bei einem Kauf. Dabei sind es jedoch nie ausschließlich Münzen, sondern sind es auch nach deren Aufkommen weiterhin die unterschiedlichsten Dinge, mit denen eine Zahlung geleistet werden konnte. Die Besonderheit der Münzen bestand allein darin, dass sie selbst Zahlungsmittel zugleich für die unterschiedlichen anderen Zahlungsmitteln als Norm dienen konnten. Wie viel von denen in einem einzelnen Fall als Zahlung zu leisten war, ließ sich an der normierten Metallmenge besonders gut abschätzen und bemessen.
Speaker 1:Da die frühen Gemeinschaften alle auf zahlreichen Verpflichtungen zwischen ihren Mitgliedern beruhten und Zahlungen in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung waren und entsprechend häufig anfielen, waren sie regelmäßig auf eine solche Normierung der Zahlungsmittel angewiesen. Waren sie regelmäßig auf eine solche Normierung der Zahlungsmittel angewiesen? Als Norm dienten dabei zwar wiederum nicht ausschließlich Münzen, da auch Rinder, gerste und vieles mehr dafür herangezogen wurde, nur waren Münzen als genormte Zahlungsmittel besonders erfolgreich. Gemessen wurde in ihnen aber nicht etwa ein Wert der zu zahlenden Dinge, genauso wenig wie in den Münzen selbst Wert gesehen wurde. Bemessen wurden die Dinge, mit denen jeweils Zahlung geleistet wurde an denen, für die sie zu zahlen waren, ganz unmittelbar, ohne eine auf beiden Seiten hinzugedachte Größe, wert.
Speaker 1:Wenn also das Mass für eine bestimmte Zahlung vielleicht durch Gesetz in Münzen benannt war, schätzte man die Dinge, die man zahlte, direkt im Verhältnis zu den geforderten Münzen, nämlich an der Menge Edelmetall, als die sie jeder kannte herr eine abgabe von 500 solidi zu fordern hat, wird sie ihm tatsächlich so gezahlt, mit zwölf möbelstücken, einer sklavin und einem sklaven, einer schmucknadel, zwei pferden und zwei vasen. Alles das wird nicht etwa stück für stück mit einem bestimmten wert beziffert, die man zuletzt addieren würde, sondern es gilt nach schätzung der Beteiligten insgesamt derjenigen Menge Gold für angemessen, in der die 500 Solidi bestehen würden. Münzen sind nicht einfach Geld und sind es lange Zeit nicht gewesen. Erst als es im Verlauf des 16. Jahrhunderts zu der Existenz von Geld kommt, werden Münzen, die bis dahin weder Geld waren noch als Werte galten, zu Geld und gelten sie jetzt als Wert. Jetzt erst werden sie zu Trägern eines Nominalwerts, und damit ihr Material, das nun ebenfalls Wert hat, diesem Nominalwert nicht in die Quere kommt, emittieren Staaten sie schließlich nur noch als Scheidemünzen, münzen ohne einen Materialwert, der noch zählen würde.
Speaker 1:Geld Vom Geld glauben wir heute so gut wie ausnahmslos Folgendes Geld, das wären ursprünglich handfeste Dinge wie Gold oder Kauri-Schnüre, rinder oder Getreide gewesen. Und weil diese Dinge ganz natürlich handfesten Wert besessen, hätte auch das in ihnen bestehende Geld diesen handfesten Wert gehabt. Später wäre man dann dazu übergegangen, dieses Geld mehr und mehr durch Papiergeld zu ersetzen, das nicht mehr selbst Wert besaß, sondern das nur noch gedeckt gewesen wäre durch Dinge von Wert, etwa durch Gold. Wert etwa durch Gold. Aufgrund seiner immer weiter steigenden Menge aber wäre dieses Geld auch immer weniger in solcher Weise gedeckt gewesen, und so hätte im Verlauf einer zunehmenden Virtualisierung, die wir nicht müde werden zu beklagen, die Vermehrung des Geldes über seine handfest bestehende Menge hinaus schließlich zu digitalem Geld geführt, einem endgültig haltlosen, bloß noch virtuellen Geld, das den Fortbestand unserer Wirtschaft bedrohe. Diese Deutung, wie überzeugend sie auch sein mag, verfehlt die Wirklichkeit, die es am Geld zu deuten gibt, vollständig, Ja, sie stellt diese Wirklichkeit geradezu auf den Kopf, denn virtuell ist das Geld immer und von Anfang an. Geld ist von seinem Anfang an immer nur virtuell vorhanden. es besteht gerade nicht in irgendwelchen Dingen und hat nie in ihnen bestanden.
Speaker 1:Geld hat grundsätzlich kein Material, aus dem es bestehen würde. Stattdessen findet es sein Material allein in den Waren, die sich mit ihm jeweils erst noch kaufen lassen und in die sich tauschen zu lassen, geld überhaupt ausmacht. Diese Art der Materialität genügt für das Geld, um Bestand zu haben, die Macht, die dem Geld verliehen ist, in alles irgendwie materiell Gegebene getauscht zu werden. Das Geld selbst ist nichts weiter als das Mittel, das sich in Waren egal ob in Dinge oder Dienste, also in etwas tauschen lässt, und ist selbst nichts davon. Das beweist sich völlig darin, dass Geld vornehmlich auf Konten notiert wird, in Form blosser Zahlen, und diese Zahlen notieren es als Wert, als ein Quantum jener Zugriffsmacht auf Waren.
Speaker 1:Was aber ist dann mit den Dingen, mit Gold und all den wertvollen Sachen, die wir für Geld halten? Sie hatten keinen Wert. Es ist eine historische Tatsache, um die sich bisher nur niemand gekümmert hat, um die sich bisher nur niemand gekümmert hat, bevor es im Verlauf des 16. Jahrhunderts zu Geld kommt, gibt es keine Größe, wert, die je ein Mensch einem Ding zugeschrieben hätte, wie sehr er es auch geschätzt und danach gegiert haben mag.
Speaker 1:Geld dagegen ist nicht ohne Wert zu denken. Das bedeutet zweierlei Wo Menschen nicht mit Wert umgingen, gab es kein Geld, und wo sie aber mit Wert umgehen, ist es das Geld, das sie dazu zwingt. Geld und Zeit. Genese des modernen Geldes.
Speaker 1:Geld kommt nicht als das Geld zur Welt, mit dem wir heute umgehen, sondern es wird dazu. Und zwar wird es dazu nicht etwa in einer notwendigen, quasi natürlichen Entwicklung, nicht so, dass es sich aus einfachen Anfängen heraus nur immer weiter hätten entfalten müssen, bis es schließlich so komplex geworden wäre wie unser heutiges Geld. Die frühen Formen von Geld geworden wäre wie unser heutiges Geld. Die frühen Formen von Geld und das heißt, die Zahlungen und Käufe, die mit Münzen, aber immer auch parallel mit anderen Dingen zu tätigen waren, sind ein in sich völlig stabiles Phänomen. Sie haben keinen Zug zur Fortentwicklung, kennen nicht die Notwendigkeit zur Veränderung, da sie grundsätzlich nur Teil eines Wirtschaftens waren, das auf etwas anderem beruhte als auf Geld, kauf und Handel. Sie waren stets nachgeordneter Teil einer Versorgung, die sonst hauptsächlich über Selbstversorgung, über Teilung oder über Sammlung und Wiederverteilung der Güter durch die Mächtigen verlief.
Speaker 1:Dabei blieb es über Jahrhunderte. Erst eine spezielle historische Konstellation in Westeuropa macht dem im Lauf des 16. Jahrhunderts ein Ende, und zunächst allein dort. Sie treibt die frühere Geldverwendung über sich hinaus zu einem Wirtschaften, das nun zu der Wirtschaft wird, wie wir sie heute nennen, zu einem eigenen gesellschaftlichen Funktionsbereich. Es ist die kapitalistische Wirtschaft, in der die Versorgung tatsächlich in der Hauptsache über Geld verläuft, und dies ist eine Art der Wirtschaft, die jene Länder, in denen sie aufgekommen ist, nachgerade dazu zwingt, sie alsbald mit viel Gewalt in die Welt zu tragen, mit dem entsprechenden Erfolg Der kapitalistischen Weltwirtschaft von heute.
Speaker 1:Diese Art Wirtschaft ist zum ersten Mal ein blind sich vollziehendes System. Alles, was sie erfasst, wird darin als Geldwert über einen Markt vermittelt. Das heißt, dass die Hauptsache dessen, was die Menschen tun und wovon sie leben, von diesem Geldwert abhängt. Die Menschen bestimmen nicht von sich aus darüber, sondern werden darin bestimmt von systemischen Imperativen, die das Geld vorgibt. Diese Abhängigkeit, da sie alles wirtschaften und alle Versorgung betrifft, ist sehr umfassend.
Speaker 1:Gerade das aber treibt die Menschen dazu, sie zu verklären und dem System, von dem sie abhängen, seine positive Vernunft zuzuschreiben, als ob sie selbst sich mit Vernunft dafür entschieden hätten, statt in Wahrheit einer historisch blind entstandenen Abhängigkeit zu folgen. Gerade weil es als blindes System einer solchen Vernunft entbehrt, wird es verklärt zu einem Versprechen. Unermüdlich wird beschworen, das System würde als Markt mit unsichtbarer Hand Ausgleich schaffen zwischen den gegensätzlichsten Tendenzen und Interessen. So aber wird überblendet, was sich längst immer deutlicher zeigt, dass dieses System die Gegensätze, die es auszugleichen verspricht, nicht nur nicht ausgleicht, sondern überhaupt erst schafft. Wachstum, nicht Gier der Menschen ist es, die zu wirtschaftlichem Wachstum zwingt.
Speaker 1:Nicht weil die Menschen immer mehr Güter haben wollen, sieht sich die Wirtschaft gezwungen, immer mehr zu produzieren, und nicht, wenn Menschen sich mit weniger begnügen würden, könnte die Wirtschaft aufhören, auf ihrem Wachstum zu bestehen. Sie ist vielmehr gezwungen, aus Geld immer mehr Geld zu machen, und das zwingt sie dazu, unter anderem auch immer mehr Güter zu produzieren und die Menschen dazu zu bringen, dieses immer mehr an Gütern auch zu wollen, nämlich zu kaufen. Die kapitalistische Wirtschaft, zu der es im Verlauf des europäischen 16. Jahrhunderts kommt, ist zwingend auf diese Art Wachstum angewiesen, nach der Logik des modernen Geldes, das zum Hauptvermittler aller Versorgung geworden ist. Wenn eine ganze Gesellschaft darauf angewiesen ist, über Geld zu bekommen, was sie zum Leben braucht, muss sie vor allem durchgängig zu Geld kommen, und das heißt, dass Geschäfte Geld abwerfen müssen. Und das heißt, dass Geschäfte Geld abwerfen müssen, also mehr Geld ergeben, als aufgewendet wurde.
Speaker 1:Diese Notwendigkeit, gesellschaftsweit durchgesetzt, ergibt rein rechnerisch völlig stur, blind und unwiderleglich den Zwang, dass Geld zu mehr Geld werden muss. Wenn dies bei einem einzelnen Geschäft misslingt, ergibt es einen Verlust. Wenn es einem Unternehmen auf Dauer misslingt, geht es bankrott. Wenn es auf Dauer einer ganzen Gesellschaft misslingt, bricht ihr Geldsystem zusammen und damit alle Versorgung, die von diesem System abhängt. Deshalb muss es in diesem System dieses Mehr geben. Schon ein Prozent zu wenig Wachstum bedeutet Krise. Geld muss als Kapital fungieren, muss, um Geld zu bleiben, mehr Geld werden.
Speaker 1:Dieses Wachstum ist, wie inzwischen nicht weniger als vier kapitalistische Jahrhunderte beweisen, über lange Zeit hinweg möglich, und fast vom ersten Augenblick an haben die Menschen darin das Versprechen gesehen, dass es auf immer möglich wäre, indem sie sich eine blosse Notwendigkeit zur bestehenden Wirklichkeit umgedeutet haben.
Speaker 1:Ebenso von Anfang an wurden aber Phasen von Wachstum durch Krisen unterbrochen, und die Jüngsten haben den Glauben an die letztliche Beständigkeit des Wachstums sehr wohl erschüttert Und damit zu Recht auch den Glauben an das Geld. Und doch vermag keine Krise etwas gegen den Zwang, dass es mit Geld und Wachstum auf immer weiter gehen muss, wenn die Versorgung über Geld nicht zusammenbrechen soll, wie sehr dieser Zwang die Versorgung, die von ihm abhängt, auch schädigen mag, etwa in Gestalt belasteter Lebensmittel oder insgesamt einer zunehmend zerstörten Welt. Das Geld zwingt die Menschen dazu, auf ihn all ihre Hoffnung zu setzen, gerade ihn als ein einziges großes Versprechen anzusehen, arm und reich. Dem Zwang folgend, der vom Geld ausgeht, da jeder auf den Erwerb von Geld angewiesen ist, haben die Menschen ungeheuren Reichtum an Gütern und eine fast übermächtige Beherrschung der Natur geschaffen. Die Staaten, die demselben Zwang folgend daran interessiert sind, ihn noch im letzten Winkel der Erde zu implementieren, machen daraus unschwer das Versprechen, geld würde, wenn es nur gut kapitalistisch agieren und immer mehr werden dürfe, letztlich Wohlstand für alle garantieren.
Speaker 1:Eine Milliarde hungernder Menschen, eine rapide ausgreifende Verelendung und eine systematische Zerstörung der Natur, die inzwischen den ganzen Planeten zu ruinieren droht, strafen dieses Versprechen auf die grässlichste Weise Lügen. Der Fortbestand des kapitalistischen Systems beruht auf der fortgesetzt gelingenden Verwendung von Geld als Kapital, als Geld, das mehr Geld abwirft. Also ist das notwendige Wachstum nur dem Geld selbst abzuverlangen, dadurch, dass Geld eingesetzt wird, um mehr Geld abzuwerfen. Und das bedeutet notwendig. Je mehr Geld eingesetzt wird, umso mehr kann es abwerfen.
Speaker 1:Unter den Bedingungen kapitalistischer Konkurrenz muss daher auch um eben dieses mehr an Geld konkurriert werden, das ein Unternehmen einzusetzen hat, um daraus Gewinn zu schöpfen, gewinn, um den es ja in der Konkurrenz mit anderen Unternehmen geht. Auf diese Weise verstärkt sich aber diese offensichtliche Konsequenz einer kapitalistischen Wirtschaft noch weiter, dass nur Geld zu Geld führt und mehr Geld zu immer noch mehr Geld. Jeder Versuch, diesem Mechanismus beizukommen und zum Beispiel durch passende Steuern soziale Gerechtigkeit herzustellen, ist zum Scheitern verurteilt, selbst wenn es hier und da ein Slumdog zum Millionär schafft. Insgesamt werden Arme ärmer und Reiche reicher. Dem zu steuern hieße, die Reichen ärmer machen, und das würden zwar die Reichen ohne Zweifel überleben, aber es würde die großen Kapitalien schwächen und damit ihre alles entscheidende Fähigkeit zu gewinnen, und an der liegt nicht nur den jeweiligen Eigentümern, sondern an der muss allen liegen, die von dieser Wirtschaft abhängig sind, selbst den Ärmsten. Vor allem aber muss an der Fähigkeit zu kapitalistischem Gewinn den Staaten liegen, denjenigen also, die sich zu einer solchen Schwächung der Kapitalien entschließen müssten und nicht entschließen können, denn Staaten wiederum konkurrieren gegeneinander mit der Menge an kapitalistischem Geschäft, das innerhalb Geld und Macht.
Speaker 1:Eigentum. Eine Zahnbürste wird man lieber für sich alleine haben und nicht auch anderen überlassen wollen. Das ist eine Art von Eigentum Der Boden, auf dem wächst, was mehr als einen satt machen kann, ist, wenn er zu Eigentum wird, eine andere Art, oder sollte es wenigstens sein. Cäsar berichtet von den Germanen Folgendes Niemand hat bei ihnen ein bestimmtes Stück Ackerland oder eigenen Grund, sondern die Anführer und Leute, die dafür eingesetzt sind, weisen den Geschlechtern und ihren Sippen sowie denen, die sich für die Feldbestellung zusammentun, jeweils für ein Jahr Land zu, wie viel und wo es ihnen gut scheint, und zwingen sie, im Jahr darauf ein anderes Stück Land zu übernehmen. Dafür führen sie viele Gründe an, unter anderem damit sie nicht versuchen, ausgedehnten Grund zu erwerben, und die Mächtigeren nicht die Schwächeren von ihren Besitzungen vertreiben.
Speaker 1:John Steinbeck berichtet aus seiner Gegenwart dies. Die Leute kamen meilenweit, um sich die Früchte zu holen. Aber das darf natürlich nicht sein. Wie würden sie denn Orangen-Oosen kaufen, wenn sie bloss herauszufahren und sie aufzulesen brauchten? Und Männer mit Schläuchen spritzen Petroleum auf die Orangen und sind wütend über das Verbrechen, wütend über die Leute, die gekommen sind, um sich Orangen zu holen Eine Million Hungernde, die Obst brauchen. Und über die goldenen Berge wird Petroleum gespritzt, und der Geruch der Fäulnis erfüllt das Land.
Speaker 1:Sie verbrennen Kaffee als Feuerung in den Schiffen. Sie verbrennen Korn zur Heizung, denn es gibt ein gutes Feuer. Sie werfen Kartoffeln in die Flüsse und stellen an den Ufern, wachen auf, damit die hungrigen Leute sie nicht herausfischen können. Sie schlachten die Schweine und graben sie ein und lassen sie verfaulen und den Saft in die Erde sickern. Eine dieser beiden Arten von Eigentum ergibt sich aus dem heutigen Geld.
Speaker 1:Die Frage ist, welche Verfügungsgewalt? Die Dinge, die man zum Leben braucht oder sich zum Leben wünscht, kaufen wir mit Geld. Sie kosten Geld, also haben wir Geld für sie zu zahlen. Sie sind das Geld wert, das wir für sie bezahlen, und wir zahlen dieses Geld für sie, weil sie es wert sind, weil es ihr wert ist.
Speaker 1:Vers 4 ein, dass wir bezahlen müssen. Nichts, was wir bezahlen müssen, fordert von sich aus die Bezahlung, sondern Menschen fordern sie ausnahmslos, und immer nur Menschen. Wir bezahlen Menschen für etwas, das wir von ihnen bekommen. wir bezahlen nie dies etwas selbst Menschen fordern Geld für etwas, und in unserer geldvermittelten Gesellschaft müssen sie es fordern. Sie sind gezwungen, an Geld zu kommen, um mit diesem Geld erst an all jene Dinge zu kommen, die sie zum Leben brauchen oder sich in ihrem Leben wünschen.
Speaker 1:Denn für all das fordern wiederum andere, auf dieselbe Weise gezwungen, geld. So ist jeder und zwar durchaus auf Leben und Tod gezwungen, selbst etwas zu verkaufen, um dafür Geld fordern zu können, denn nur so kommt er zu dem Geld, das er zum Leben braucht. Er, wie jeder andere, bekommt Geld selbst nur von anderen Menschen, von jenen anderen, die ihn bezahlen für das, was sie ihm abkaufen mögen. Er muss sich darüber freuen, wenn sie ihm etwas abkaufen, aber dies ausschließlich deshalb, weil er auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, weil er dazu gezwungen ist.
Speaker 1:Die Herrschaft des Geldes wirft weltweit über jeden Einzelnen den Zwang, etwas zu verkaufen, um etwas kaufen zu können. Wer über genug Besitz verfügt, könnte ein Leben lang davon leben, ihn Stück für Stück zu verkaufen, um diejenigen, die dafür bezahlen, darüber verfügen zu lassen. Doch das ist unter der Herrschaft des Geldes der seltenste Fall. Hier gibt es mehr oder weniger nur zwei Möglichkeiten. Die erste und häufigste ist die, dass ein Mensch sich verkauft, wenn schon nicht als Person da wäre er Sklave so doch mit dem, was er zu tun vermag.
Speaker 1:Das heißt, er arbeitet für Geld, das andere ihm bezahlen, er lässt sie über sich, über das, was er tut und leistet, verfügen, und er muss sie darüber verfügen lassen, um an das zu kommen, wovon er immerhin leben muss.
Speaker 1:Die andere Möglichkeit ist es, eben solche Menschen für ihre Arbeit zu bezahlen, um über sie und damit über das zu verfügen, was sie leisten, um das wiederum verkaufen zu können. Wenn es aber verkauft wird, verwandelt sich das Geleistete und Erarbeitete erneut in Geld, in das Mittel, um erneut über das zu verfügen Dinge oder Dienste was andere tun und leisten und erarbeiten. Geld ist und bleibt Verfügungsmacht über die Arbeit anderer Staat. Die Normalität, die für uns der Umgang mit Geld darstellt, überdeckt den Zwangscharakter dieser Veranstaltung. Mit ihr sind wir gezwungen dazu, von Geld zu leben, und das heißt viel.
Speaker 1:Es zwingt uns unter anderem dazu, gegen andere anzutreten und mit ihnen um das Geld zu konkurrieren, von dem wir und sie leben müssen. Es zwingt uns unablässig in den Interessenkonflikt zwischen jeweils demjenigen, der nicht umhin kann, möglichst wenig zahlen zu wollen, und demjenigen, der nicht umhin kann zu wollen, dass ihm möglichst viel gezahlt wird. Es zwingt diejenigen zu verhungern, die nicht das Geld zum Überleben haben, zwingt diejenigen ins Elend, denen das Geld zu etwas Besserem fehlt, und es zwingt alle dazu, mit der Welt auf eine Weise umzugehen, dass möglichst viel Geld dabei herausspringt, durch Verseuchung der Böden, abholzung des Regenwaldes, leerfischen der Meere, ausbeutung von Menschen, zerrüttung der Lebensverhältnisse. Das Geld gibt die Logik dieser Zwänge vor, aber es kann sie nicht durchsetzen, es kann sie nicht unmittelbar selbst ausüben. Keine Münze, keine Banknote, keine Zahl auf einem Konto kann uns von sich aus dazu zwingen, sie als Geld zu verwenden und mit ihr der Geldlogik zu folgen. Es sind Staaten, von denen der Zwang dazu ergeht, die modernen Nationalstaaten, die sich überhaupt erst mit dem Aufkommen der neuzeitlichen Geldwirtschaft in dieser Form herausgebildet haben, eben deshalb, weil diese Art Wirtschaft genau diese Art von Staat erfordert.
Speaker 1:In ihren Verfassungen haben sie die Verpflichtung auf Marktwirtschaft und Geldherrschaft verankert. Staaten sind es, die das Geld in Gestalt ihrer Nationalwährungen herausgeben, und bewähren es mit der Gewalt, über die sie als Monopol gegenüber ihren Bürgern verfügen. Ihre Polizei weisen, wie zwingend sie einzuhalten sind, und wo sich ein anderer Staat ihren Geld und Wirtschaftsinteressen nicht fügt, werden ihre Militärs und andere robuste Dienste dort für eine Regierung sorgen, die es tut. Das betreiben Staaten im eigenen Interesse, denn das Staatsinteresse ist in dieser Hinsicht identisch ist mit dem ihrer Wirtschaft. Kein kapitalistischer Staat steht seiner Wirtschaft als Gegenmacht gegenüber und ließe sich als eine solche Gegenmacht gegen seine Wirtschaft ins Feld führen.
Speaker 1:Seine Einmischung in die Vorgänge dieser Wirtschaft gilt hauptsächlich dem Versuch, sie zu befördern. Wo er versucht, sie im Gegenteil zu zügeln, geht es stets nur ums Notwendigste, das es braucht, um die Konflikte und Zerstörungen, die diese Wirtschaft erzwingt, in einer Form zu halten, die ihr nicht letztlich selbst zusetzt. Denn der moderne Staat will und muss sie erhalten. Er erhält sich selbst durch Geld, geld, das ihm seine Wirtschaft einbringt. Er ist ihr oberster Lobbyist.
Speaker 1:Staaten sind die Agenturen des Geldes. Geld und Beziehung, individuum, das Ich, unser Selbst, ist für uns eine Grundtatsache. Für die längste Zeit ihrer Geschichte aber kennen die Menschen ein solches Ich nicht. Es gehört der Neuzeit an, dem Zeitalter einer über Geld vermittelten Gesellschaft. Sie ist es, die dieses Ich hervorbringt und bedingt. Denn innerhalb einer solchen Gesellschaft und nur in ihr gilt. Denn innerhalb einer solchen Gesellschaft und nur in ihr gilt Das Geld macht jeden unbedingt zu seinem individuellen Bezugspunkt, da jeder Einzelne als Geldbesitzer fungiert. Geld selbst besteht dort ausschließlich als etwas, das jemand zum Eigentum hat, und jeder Einzelne muss es besitzen, um zu überleben. Der Bezug jedes Einzelnen auf das Geld, das er hat und zur Verfügung hat, macht also ein Zentrum seines Lebens aus. Gleichzeitig ist es genau dieser individuelle Bezug auf Geld, der jeden Einzelnen an alle anderen Menschen bindet, ihn als Geldbesitzer, an sämtliche andere ebenfalls als Geldbesitzer, denn nur von ihnen kann er Geld bekommen, und nur von ihnen kann er etwas für sein Geld bekommen. Diese Gesamtheit, dieses alle anderen Menschen, ist daher zwar höchst real, zugleich aber unbestimmt leer und zutiefst abstrakt. Dieses Gesamt ergibt sich ja nicht dadurch, dass der Einzelne jeweils alle diese anderen Menschen konkret kennen würde, sondern es ergibt sich allein durch den abstrakten, nämlich in Geld bestehenden Bezug jedes Geldbesitzers auf virtuell alle anderen Geldbesitzer. Dieses Gegenüber von je einzelnem und abstraktem Gesamt ist das notwendige und unausweichliche Ergebnis von Geld, vom Geld, einer geldvermittelten Gesellschaft, und so bedingt es diese Art Vorstellung eines jeden von sich selbst als dieses abstrakten Einzelnen einer abstrakten Gesamtheit gegenüber. Deshalb aber ist auch niemand einfach und ursprünglich dieser Einzelne, sondern er sieht sich nur zugleich als diesen Einzelnen, der er für sich genommen nicht ist. Deshalb bleibt der Inbegriff dieser Vereinzelung, das Ich, jedem zugleich auf immer fremd. Es tritt ja zu dem, was jeder nun einmal ist, abstrakt erst hinzu. Dieses Ich ist deshalb dadurch gekennzeichnet, dass es immer erst noch gefunden werden muss. Es ist nicht da, sondern das stete Objekt einer Ich-Findung. Die Frage wer bin ich? führt nicht, wie wir glauben, auf den Kern eines Selbst, sondern zeugt von einer Trennung von Wer und Ich, die sich nicht schließen kann, weil sie als diese Trennung besteht Das Ich als immerwährendes, uneinholbares Projekt Und als tief belastendes Projekt. Denn wirksam ist es nicht nur als die psychologische Tatsache Freud bestimmt das Ich als Funktion sondern alle sind dem, wodurch es bedingt ist, als einer ständigen Belastung ausgesetzt. Sie haben sich auf dem Markt zu behaupten, sich selbst und als selbst, nämlich in Konkurrenz zu jenem abstrakten Gesamt. Was sie sich aber dafür antun müssen, erheben sie paradoxerweise zu einem Ideal Die Identität, das Selbst, das sie finden wollen. Gesellschaft, politik und Gesellschaft werden einander gern entgegengesetzt und die Gesellschaft dabei verstanden als die Gesamtheit aller Bürger, als Bürger nämlich, insofern sie nicht mit Politik befasst sein, also nicht mit der Lenkung und Leitung ihrer selbst als Bürgerschaft. Eine geldvermittelte Gesellschaft jedoch ist nicht mehr nur die Gemeinschaft ihrer Mitglieder jenseits solcher Vermittlung. Die Vermittlung durch Geld setzt jeden Einzelnen in abstrakten Zusammenhang mit allen anderen, als einer Gesamtheit, die als solche nicht greifbar ist, der Gesamtheit des Geldes, als Gesamtheit der Geldbesitzer. Gesellschaft ist nicht Gemeinschaft, sondern in aller Wirklichkeit so abstrakt, wie es klingt Vermittlungszusammenhang. Die geldvermittelte Gesellschaft stiftet den Zusammenhang zwischen ihren Mitgliedern durch eine Abhängigkeit voneinander, die höchst real besteht, aber eine höchst abstrakte Verlaufsform hat Die Abhängigkeit vom Geld. Das Leben eines jeden darin hängt davon ab, dass er zu Geld kommt, dass er folglich für sich etwas tut oder produziert, wofür andere ihm Geld geben, und damit ist er zugleich umgekehrt abhängig davon, dass auch die jeweils anderen das tun und produzieren, was er zum Leben und wofür er deshalb Geld braucht, um es ihnen abkaufen zu können. Aber er kennt nicht die, für die er etwas tut, oder tut es nicht für sie, weil er sie kennt, und auch sie tun das ihre nicht für ihn, nicht weil sie ihn kennen und zu seiner Versorgung beitragen wollen, sondern indem sie so wie er für sich darauf achten müssen, damit zu Geld zu kommen. In der Verfolgung dieses einen geldförmigen Interesses eines jeden für sich, in der Vereinzelung also, erstellt sich ein Zusammenhang von Vereinzelten, die durch eben diesen Zusammenhang und in ihm Vereinzelte sind. Doch dieser Zusammenhang trennt sie nicht nur er bringt sie gegeneinander in Stellung. Ein Beleg für die Unzahl von Konflikten, in die all diese Einzelinteressen, diese Interessen der Vereinzelten in der Konkurrenz mit denen aller anderen geraten, ist die Unzahl von Anwälten, die für das Ausfechten dieser Konflikte teuer bezahlt werden. Wie vielfältig die Konflikte aber auch jeweils sein mögen, ihren Kern haben sie im Prinzip der Ausschließung, welches mit dem gesellschaftsvermittelnden Geld gesetzt ist. Denn dieses Geld beruht darauf, dass mit ihm etwas zu kaufen ist, was nur der bekommt, der es kauft. Alle anderen sind von dem ausgeschlossen, was gekauft werden soll. Sie sind davon ausgeschlossen, damit es einzig und allein gegen Geld an den geht, der das Geld dafür aufbringt. In einer Gesellschaft, in der so gut wie alles, was Menschen brauchen, nur für Geld zu haben ist, sind Menschen also von so gut wie allem grundsätzlich erst einmal ausgeschlossen. Sie müssen dafür zahlen und vor allem auch zahlen können. Wer es nicht kann, darf verhungern. Die Welt als Umwelt, das Gegenüber und Gegeneinander von je Einzelnem und einem abstrakten Gesamt ist das notwendige Ergebnis einer geldvermittelten Gesellschaft. Als Ergebnis dessen, dass darin jeder sein Leben über Geld zu bestreiten hat, trägt er dieses Gegenüber einerseits bereits in sich. Er empfindet sich als Subjekt in einer Objektwelt, sieht sich als ein einzelnes Innen umgeben von einem gesamten Außen. Mit der geldvermittelten Gesellschaft setzen daher die solipsistischen Deutungen der Welt ein, deutungen, die von einem in sich eingeschlossenen Ich ausgehen, das sich nur auf sich selbst bezieht und sonst umgeben ist von einer unendlichen Gesamtheit eben solcher Einheiten, so wie etwa der Nullpunkt eines Koordinatensystems umgeben ist von der Gesamtheit aller übrigen Punkte dieses Systems. Es ist ein Ich, dem die gesamte übrige Welt als bloßes Nicht-Ich erscheint, als abstrakte Negation seiner selbst. Ein Ich, das letztlich nur weiß, was in ihm selbst vorgeht, und nichts wirklich von dem, was ihn nach dieser Vorstellung nur und ausschließlich umgibt. Aber jeder trägt diese Art einer Entgegensetzung von innen und außen nicht nur in sich, er trägt sie auch nach außen, er muss sie austragen. Der Geldzusammenhang, dem er diese Entgegensetzung entnimmt, spielt ja vor allem und ursprünglich in dieser Außenwelt, da er jeden darauf verpflichtet, mit Geld durchzukommen und dafür also an Geld zu kommen, darauf verpflichtet, mit Geld durchzukommen und dafür also an Geld zu kommen. An dieses Geld aber kommt jeder nur, indem er etwas gegen Geld zu verkaufen hat. Also muss unsere Welt als Außenwelt Stück für Stück zu einem solchen verkäuflichen Etwas gemacht werden, zur Ware. Die Welt wird zum Zugriffsfeld einer immer intensiveren Suche nach etwas, was sich zur Ware machen lässt. Und so unnachgiebig der Zwang ist, der dies vorgibt, so gnadenlos der Zugriff, so rücksichtslos, so letztlich ganz und gar selbstbezogen. Selbstbezogen Umwelt, so wird die Welt deshalb genannt, seit einer Zeit, als sie sich insgesamt durch diesen Zugriff gefährdet zeigt. Tatsächlich als Umwelt wird sie von den Geldsubjekten behandelt, die auf sie zugreifen, als wären sie nicht selbst Bestandteil dieser Welt, als würden sie nicht zugleich selbst in ihr Leben Sie, die diese Welt mit ihrem Zugriff zerstören, vergiften, und man muss sich nur einmal umsehen so unwirtlich machen. Der Umweltgedanke, der dem wehren will, beharrt insofern auf der gleichen falschen Sicht, der er wehren müsste, die Welt als Umwelt zu behandeln, als ein Außen, nur das mit diesem Außen eben pfleglich umzugehen sei. Die Welt aber bleibt Umwelt, solange sie kapitalistisch in den Blick genommen wird, und kein pfleglicher Umgang mit ihr wird insgesamt möglich sein. Solange der Geldzwang fortbesteht, bleibt er, macht er die Umwelt unaufhaltsam, zuletzt zur Unwelt. Geld als Denkform, funktion Das Geld das Denken der Menschen prägt, liegt auf der Hand. Die Notwendigkeit, zu Geld zu kommen, verlangt jedem ohne Unterlass Überlegungen ab, wie er sich dafür zu verhalten hat, was er zu Geld machen kann, wofür sich bezahlen lassen, was er sich mit diesem Geld leisten kann und will und wie er sich insgesamt formen muss, um einer Notwendigkeit zu genügen, von der sein Leben abhängt. Aber die Prägung des Denkens durch die Notwendigkeiten des Geldes setzen auch sehr viel tiefer an, denn Geld verlangt es einem jeden ab, die Dinge und nachgerade alles in dieser Welt in der Form von Wert zu denken, in der Form von Tauschwert und Geldwert. Allein für den so einfachen Vorgang des Kaufens müssen wir alles, was wir kaufen, ja alles, was wir je würden kaufen können, zugleich als den Wert ansehen, den es in der Form von Geld und Geldwert kostet. Und das ist eine sehr besondere Form. Sie ist zum einen natürlich eine Zahl, ein Quantum. Der Wert einer Ware, da er Geldwert darstellt, lässt sich grundsätzlich beziffern, er wird in einer Zahl angegeben. Doch das Besondere an dieser Zahl ist es, dass sie nicht etwas zählt, nicht Äpfel, nicht Birnen, nicht sonst irgendetwas. Gerade weil der Geldwert gedachterweise ja in allem steckt, nicht nur in Äpfeln oder Birnen, sondern virtuell in jedem nur irgend denkbaren Ding, ist es nicht die Zahl von etwas, von etwas Bestimmtem also, sondern nur Zahl, reine Zahl. Und in dieser Form, in der Form reiner Zahlen, sind wir durch das Geld gezwungen, alles nur Mögliche auf dieser Welt zu denken. Wir denken es rein quantitativ. In rein quantitativer Form einer geldvermittelten Gesellschaft leben zeigt sich etwa im historischen Aufkommen einer Mathematik, die anders als alle frühere Rechenkunst mit diesen reinen Zahlen umgeht, in den Infinitimalverfahren, in Zahlenstrahl oder Koordinatenachse, in der mathematischen Funktion. Diese Mathematik tritt im Europa des 17. Jahrhunderts auf, als es dort zu einer Gesellschaft und Wirtschaft kommt, die hauptsächlich auf Geld beruht Und mit dieser Mathematik, an der sich aber nur besonders exponiert zeigt, in welcher Form wir die Dinge auch alltäglich zu denken haben, wird jede Eigenschaft, jede Eigenart und jeder Inhalt, egal wovon, als bloßer Zahlenwert gedacht. Die Welt und die Dinge werden damit berechenbar. Das zum einen. Das wird zur Grundlage der modernen Naturwissenschaften. Aber berechenbar werden sie, indem alles in bezifferbarer Menge gleichen leeren Werts gedacht wird, als gleichgültig So verlangt es das Geld, und so werden die Dinge dieser Welt denn auch behandelt, gleichgültig vor der Tatsache, dass sie, so heißt es, nicht umsonst sich rechnen müssen. Subjekt-objekt. Bedingt durch die geldvermittelte Gesellschaft entsteht auch die Vorstellung, genauer die Denkform von Subjekt und Objekt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts ist es als erster Descartes, der sich gezwungen, sie zu behaupten, die gesamte Welt würde ausschließlich aus Subjekt und Objekt bestehen. Noch nennt er sie anders. Doch alsbald werden diese beiden Einheiten so bezeichnet werden, wie sie inzwischen ins alltägliche Vokabular übergegangen sind. Die gesamte neuzeitliche Philosophie wird mit ihnen arbeiten und wird sich an ihnen abarbeiten, auch wo sie später versucht, von ihnen wegzukommen. Aber weder dem hohen Geist der Philosophen noch dem alltäglichen Denken leuchten Subjekt und Objekt als Begriffe nur deshalb ein, weil Descartes sie vorgegeben hätte. Jedem werden sie durch das Geld der Neuzeit vorgegeben. In Subjekt und Objekt verbergen sich Geld und Ware. Aus ihnen formt sich das Begriffspaar von Subjekt und Objekt. Es sind die zwei Einheiten von Tauschwert, mit denen wir bei jedem Kauf konfrontiert sind der Tauschwert im Geld und der Tauschwert in der Ware. Mit dem einen bezahlen wir den anderen. Beide Werte bestehen als solche nicht in irgendetwas Greifbarem. Wir müssen sie vielmehr, um beim Kaufen richtig mit ihnen umgehen zu können, als diese Werte beachten und denken. Darauf bestehen der Staat und seine Gesetze. Als diese gedachten Werte bestehen sie gleichsam aus nichts. Aus nichts, als dass sie in den Kaufvorgängen aufeinanderbezogen werden. Geld ist nur Wert, insofern es Waren von Wert kaufen kann, also indem es sich als Wert auf Wert bezieht, als Einheit auf jeweils eine andere entsprechende Einheit. In Geld und Ware denken wir alltäglich zwei rein aufeinanderbezogene Einheiten. Genau so konstruiert die Philosophie Subjekt und Objekt. Beide sind nur sie selbst durch den Bezug auf das jeweils getrennt von ihnen gedachte Andere. Subjekt ist nur Subjekt, in dem es sich auf ein Objekt außerhalb seiner selbst bezieht, und Objekt ist nur Objekt, in dem sich von außen ein Subjekt auf es bezieht. Im alltäglichen Denken zwar reichern wir die beiden so abstrakten Begriffe sogleich mit Inhalt an. Unter Subjekt denken wir uns etwa sogleich einen Menschen mitsamt Körper, psychologie und allem drum und dran. Aber das heißt nur umgekehrt, dass wir diesen ganzen Menschen zugleich als Subjekt sehen, als getrennt von einer Welt der Objekte. Die Subjekt-Objekt-Spaltung, über die schon lange geklagt wird, ist die Spaltung der Welt in das eine Bestimmende, das Geld, als Subjekt und in das von ihm Bestimmte, die Welt als Objekt, denkreflexe. So wie wir mit Geld alles und jedes kaufen können, sehen und deuten wir alles und jedes, auch in der Form, die es dabei durch Geld annimmt, als Wert unter Werten, als Quantum eines einheitlichen Werts, desselben einen Werts, von dem auch alles andere ein Quantum ist. Über die hochabstrakte und sehr spezifische Form dieser Deutung müssen wir keine Sekunde lang nachdenken. Wir müssen uns wirklich in gar nichts über sie klar werden. Trotzdem allein indem wir Dinge alltäglich als Ware und damit als Geld wert ansehen, wird jene Form zu einer unser alltäglichen Denkens und zeigt sie sich in vielerlei Weisen. Eine davon ist etwa die geradezu zwanghafte Übung, verschiedenstes auf eine einheitliche Skala zu bringen. Von durchaus ungleichen Sachverhalten wird angenommen, sie wären lediglich quantitativ unterschiedene Erscheinungsformen desgleichen. Schmerz zum Beispiel empfindet man als etwas durchaus anderes als Lust. Psychologen aber sind in der Lage und bringen beides auf eine gemeinsame Skala unter der Voraussetzung, Lust und Schmerz legen darauf lediglich in entgegengesetzten Richtungen, sie wären jeweils nur unterschiedliche Werte derselben Art von Empfindung. Bekannter und sehr geläufig ist das Einordnen jeder irgendwie gearteten politischen Überzeugung auf einer Skala zwischen rechts und links. Da gibt es eine Mitte, und was davon abweicht, weicht nur auf dieser Skala von ihr ab, als ein Wert in Richtung rechts oder ein Wert in Richtung links. Die Einsicht in politische Zusammenhänge, die jemand vertritt, mag sich noch so sehr unterscheiden von linken oder von rechten Positionen, nach dieser Deutung bildet sie allenfalls ein Extrem ist. Extremismus gehört aber ins vorgegebene Spektrum und kann und darf demnach gar nichts anderes erkennen, als was in diesem Spektrum vorgesehen ist. So werden Inhalte, wie spezifisch sie auch sein mögen, indifferent, werden sie als indifferent gedacht, und diese Indifferenz leuchtet jedem ein. Sie scheint uns unmittelbar gerechtfertigt zu sein und der Wirklichkeit zu entsprechen, gerade darin, wie sie das Spezifische eines Inhalts rein quantifiziert und übergeht. Geld und Tausch. Geld ist heute Tauschmittel, das eine universelle Tauschmittel, von dem alle Produktion, alle Versorgung und jede Art des Umgangs mit dieser Welt abhängig und bestimmt ist. Daraus ergibt sich die kurzschlüssige Annahme, der Tausch läge dem Geld auch zugrunde. Geld wäre aus demselben Tausch entsprungen, den es heute noch immer vermittelt. Weil Geld heute zur grundlegenden Tatsache unseres Lebens gemacht ist, hält man auch den Tausch für eine solche Tatsache, und zwar für dieselbe grundlegende Tatsache wie das Geld, nur eben in ihrer ursprünglichen Form. Diese Annahme ist grundverkehrt In Gemeinschaften, die noch nicht im heutigen Sinn mit Geld umgehen, die noch nicht abhängig sind von einem Markt, auf dem sie alles nur über Geld bekommen. in solchen Gemeinschaften finden wir zwar universal verbreitet Handlungen, bei denen Dinge überreicht werden, doch hat dieses Überreichen dort niemals den Charakter eines Kaufs, in dem einer dem anderen etwas gibt, um von ihm etwas anderes zu bekommen. Es hat vielmehr den Charakter einer Gabe. Die Menschen überreichen diese Dinge im Zusammenhang mit einem Verpflichtetsein, das sie gegeneinander empfinden und das sie tätig auszudrücken haben. Sie überreichen diese Dinge, um eben dieses Verpflichtetsein tätig auszudrücken. Das Wissen um dieses wechselseitige Verpflichtetsein richtet sich dabei durchaus nicht speziell auf die Dinge, die im Zusammenhang damit überreicht werden, sondern drückt sich nur unter anderem in ihnen aus Und außerdem etwa in einer bestimmten Art des Zusammenkommens, bestimmten Riten der Verständigung, bestimmten Worten, gesten, usf. Deshalb ist diese Verpflichtung niemals durch eine solche Gabe erfüllt und abschließend eingelöst. Sie wird durch die Gabe ausgedrückt, bestärkt und erneuert. Sie wirkt durch sie gerade auch weiter. Sie muss erwidert werden, aber auch dies gerade nicht so, wie es dem Geld und dem Kauf entspricht, dass die eine Gabe durch die erwiderte Gabe eingelöst und aufgehoben würde. Es geht dabei gerade nicht darum, dass jemand diese Gabe in Besitz bekommt, sondern nur darum, dass jemand sie gibt, dass jemand sie annimmt und deshalb auch, dass er sie weitergibt. Da gibt es also sehr viel zu berichten und zu erzählen, von Gaben etwa, die nur immer im Kreis herumgehen, von identischen Gaben und vielem mehr, nur nichts von dem Tausch. Entscheidend ist vielmehr zu erkennen, dass solche Verhältnisse des Verpflichtetseins dem Tausch, wie wir ihn vom Geld kennen, nicht nur nicht entsprechen, sondern durch ihn ins Gegenteil verkehrt, ja vernichtet werden. Denn das, was wir mit Geld kaufen und bezahlen, stiftet keine Verpflichtung zu dem, der es uns verkauft, sondern löst sie ein und löst sie auf. Dieser Tausch setzt jeder weiteren Verpflichtung ein Sehr gefährliches Ende, setzt jeder weiteren Verpflichtung ein Sehr gefährliches Ende. Das ursprüngliche Band einer Verpflichtung unter den Menschen, die darauf beruhte, dass sie unmittelbar aufeinander angewiesen waren, und die deshalb darin bestand, dass sie im genauen Wortsinn einander verpflichtet waren. Diese Verpflichtung hat sie einmal auch dazu verbunden, gaben auszutauschen. Diese Gaben hatten nichts mit einem Tausch zu tun, wie wir ihn vom Geld her kennen, und doch gibt es historische Verbindungslinien, über die es von ihnen schließlich auch zu unserem Geld gekommen ist. Der Kauf, allerdings die Form des Tausches, die für unser Geld charakteristisch ist, nimmt jene ursprüngliche Verpflichtung nicht etwa auf. Er ersetzt sie, und er vernichtet sie damit. Der Tausch gegen Geld. Der Kauf ersetzt das umfassende Verpflichtetsein der Menschen untereinander durch eine einzige Verpflichtung einem anderen etwas mit Geld zu bezahlen. Diese eine Verpflichtung besteht jeweils ausschließlich zwischen zwei Beteiligten, zwischen Käufer und Verkäufer, und sie bezieht sich allein und ausschließlich auf den Besitzwechsel zwischen diesen Zweien. Geld und Ware wechseln jeweils aus dem Besitz des einen in den des anderen. Ist dieser Tausch und Wechsel vollzogen, so ist jede Verpflichtung zwischen ihnen erfüllt und beendet. Der Kauf ist also verpflichtende Liquidation und Liquidation der Verpflichtung in einem. Er wechselt das Gekaufte verpflichtend in Liquidität, verwandelt es in das liquide Mittel schlechthin, in das universelle Tauschmittel Geld. Genau. Damit aber liquidiert er auch die Verpflichtung, da sie eben nur darin besteht. Der Kauf löst sie auf in dem Moment, da er sie einlöst. Sobald bezahlt ist, endet die Verpflichtung zwischen Käufer und Verkäufer. Der Tausch gegen Geld hat sie liquidiert. Die Art Verpflichtung, die Menschen über Geld aneinander bindet, und das heißt heute die Verpflichtung der Menschen auf Geld, ist auf diese Weise höchst abstrakt. Alles andere als abstrakt aber sind ihre Folgen, gerade weil sie jede weitere Verpflichtung negiert. Wer andere anstellt, hat auf den eigenen Gewinn zu achten. Wer Waffen verkauft, hat für sich davon Gewinn. Wer dafür zahlt, darf die Welt vergiften Markt. Es muss historisch überhaupt erst dazukommen, dass Menschen etwas kaufen, nämlich einander etwas verkaufen und abkaufen müssen und können. In allen frühen Gemeinwesen verläuft die Versorgung zunächst grundsätzlich über die persönlichen Verbindungen und hierarchischen Abhängigkeiten der Menschen, also völlig ohne die Vermittlung von etwas wie Geld. Und bei dieser Art der Versorgung bleibt es zunächst auch dann, wenn Geld aufkommt, wenn also bestimmte Dinge am augenscheinlichsten die Münzen, aber nicht nur sie als Tauschmittel verwendet werden. Die Gelegenheiten und vor allem die Notwendigkeit dazu, dinge auf diese Weise zum Kauf zu verwenden, ergeben sich für sehr lange Zeit nur eingeschränkt, ergeben sich für sehr lange Zeit nur eingeschränkt, wenn solche Gelegenheiten zu festen Einrichtungen werden. Sind es lokale Märkte, eine Veranstaltung mit ein paar Buden, zeitlich streng begrenzt und mit einem streng begrenzten Angebot an Waren. Und auf diesen lokalen Märkten konnte zwar vorgeschrieben sein, mit dem jeweiligen Tauschmittel zu bezahlen, in der Regel aber konnten auch andere Dinge von entsprechendem Wert zur Zahlung dienen des Handelsnetz und vor allem durch einen strikt geldvermittelten Warenverkehr zwischen den Städten und ihrem Umland zum Übergang solcher lokalen Märkte in einen gemeinsamen Markt. Diese Einrichtung, die dann der Marktwirtschaft ihren Namen gibt, erwächst nicht naturnotwendig aus der Verwendung eines Tauschmittels, also von Geld, sondern umgekehrt. Sie ist es, aus der sich die Verwendung von Geld als universalem Tauschmittel ergibt, die Verwandlung eines bis dahin stets eingeschränkt verwendeten Geldes zu dem Geld, das von da an erst die Welt regiert. Der Markt, anders als die Marktstände von einst, vermittelt nicht mehr nur handfestes Gut gegen handfeste Bezahlung, sondern vermittelt, soweit er nur reicht, grundsätzlich alles in Form von Geld und Waren Heutzutage Weltweit. Was einer hier zu verkaufen hat, steht in Konkurrenz mit allem, was einer irgendwo sonst verkaufen will. Die Möglichkeit, hier Gewinn zu machen, hängt von den Potenzen ab, die dazu noch irgendwo anderweitig bestehen. Elend oder Wohlfahrt der Völker hängt davon ab, wie sich die Geschäfte, die sich unter der Ägide ihrer Staaten vollziehen, im Vergleich mit den Geschäften schlagen, die in jedem nur erdenklichen anderen Staat gemacht Und sofort Vermittlung alles dessen und Vermittlung solcher Art ist der Markt Über Geld hinaus Gutes Geld. Jeder Wunsch und Versuch, über Geld hinaus zu denken, stößt auf eine allergrößte Schwierigkeit dass jeder unserer Gedanken bereits auf Geld geeicht ist. Wir kennen die Welt so sehr, nur geprägt durch das Geld. Uns sind die Formen, in die es alles zwingt, so unendlich vertraut, sie sind so mächtig, und wir waren alle von klein auf so nachdrücklich gezwungen, sie uns zu eigen zu machen, dass es unserem Denken fast ebenso unmöglich ist, eine Welt jenseits des Geldes zu imaginieren, wie eine Welt jenseits von Raum und Zeit. Die Gedankenspielereien mit Zeitreisen und X-Paralleluniversen sind ein Klacks gegen das, was dem Denken auch nur eine einzige, ohne Geld existierende Welt abverlangt. Das führt vorweg dazu, dass die Gedanken, wie es anders und wie es gut gehen könnte, meist unmittelbar beim Geld Halt machen. Die meisten machen sich Gedanken um das Geld. Auslöser sind dafür die Krisen, in die das Geld regelmäßig gerät und die derzeit heftiger und nachhaltiger geraten sind als sonst. Kritik an den Geldverhältnissen, die von den Krisen ausgehen, versteigen sich daher allenfalls zu dem Wunsch, dass Geld möge ordentlich funktionieren, krisenfrei. Es wäre schon alles gut, wenn nur die Banken besser kontrolliert, die richtigen Finanztransaktionen besteuert oder die passenden Leute gefeuert würden, oder aber, wenn die Leute weniger oder das Richtige kaufen würden, in den richtigen Läden aus den richtigen Ländern und zu den richtigen Preisen. Andere versuchen, der Tatsache, dass es nicht gut geht, mit dem Geld beizukommen, indem sie sich ein Geld nach ihren Wünschen ausmalen, geld, das bestimmte schlechte Eigenschaften ablegen und nur die gedachten guten Eigenschaften behalten würde. Da soll die passende Steuer das Richtige bewirken, eine dekretierte Abschaffung von Zins oder die trickreich ausgetüftelte Behinderung von spekulativem Mehrwert, dass das Geld, das Sie dabei als Gedankenkonstrukt optimieren, teil eines Systems ist, dessen Geltung Sie darin als weiterhin intakt voraussetzen, entgeht ihnen dabei jedoch regelmäßig, und dieses System verträgt sich zum Beispiel keinesfalls mit einem gebremsten Mehrwert. Die vielfach bereits realisierten Versuche, ein anderes Geld zu schaffen, greifen ein wenig weiter aus. In Regionalwährungen funktioniert Geld tatsächlich anders als das. Herrschende Tauschkreise gehen etwa mit Zeitstunden als Währung um und beginnen so damit, das Denken in Äquivalenten zwar nicht aufzugeben, es aber vom Profitinteresse zu lösen. Und für die Befreiung der Menschen von der Not, um das Geld fürs Überleben bangen zu müssen, gibt es seit einiger Zeit bereits die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens, allerdings in Geld. Und das hieße weiterhin in Abhängigkeit vom Geldsystem und von dessen Funktionieren Commoning, dass das Geld als System zu den Schäden, nöten und Grausamkeiten führt, die uns inzwischen geläufig eine von vielen Fernsehdokumentationen vor Augen führt. Das haben die erkannt, die dem Geld eine Änderung grundsätzlichster Art entgegensetzen wollen. Die Bewegung der Commons hat zu ihrem Leitbild die Allmende, das gemeinsam bestellte Land, land also, das nicht der Einzelne als sein Privateigentum abgetrennt von den anderen bebaute, sondern dass allen gehörte von allen bebaut wurde und alle von seinen Früchten leben ließ. Das heißt, dem Geld wird hier etwas entgegengesetzt, das eine gemeinsame Teilhabe selbst an zutiefst grundlegenden Gegebenheiten, tätigkeiten und Formen der Versorgung einschließt, dass alle, die sich um solche Kommens bemühen noch sehr auf der Suche sind, kann nicht verwundern und kann nicht anders sein. Sie stehen ja nicht nur vor der Schwierigkeit, positiv zu bestimmen, was auf welche Weise und wem gemeinsam sein kann, und dass unmissverständlich inmitten einer Welt, die der herrschenden Geldlogik gehorchend jede solche Gemeinsamkeit grundsätzlich erst einmal ausschließen und entsprechend argwöhnisch verfolgen muss. Sie haben auch mit der anderen Schwierigkeit zu kämpfen, dass sie nicht also gleich einen neuen Ismus ausrufen wollen, der zum einen notwendig solche Verfolgung auf sich ziehen würde, der zum anderen und vor allem aber sein Programm einer Gemeinschaft vorschreiben würde, die doch als solche das Programm ist. Über das gewollte und gewünschte Gemeinsame hätte allein diese Gemeinschaft zu entscheiden und als Gemeinschaft nicht in Befolgung eines Programms, das sonst lediglich durch eine Partei innerhalb der Gemeinschaft verf in Befolgung eines Programms, das sonst lediglich durch eine Partei innerhalb der Gemeinschaft verfasst und erlassen würde. Daher muss sich diese Bewegung so weit wie möglich offenhalten, skizzieren, was gedacht, was möglich, was hier und da bereits erreicht ist, und so weitere dazu ermutigen, ähnliches zu versuchen. Oikos modern Die Not und das Verderben, denen die Geldlogik diese Welt aussetzt und die sie die Menschen zwingt, dieser Welt zu bereiten. Sie können nur ein Ende finden, wenn der Geldlogik selbst ein Ende bereitet wird. Nur dann, wenn nicht mehr so produziert werden muss, das Geld dabei herausspringt, wenn Menschen nicht mehr dafür arbeiten müssen, dass andere sie dafür bezahlen, wenn nicht mehr alles, wovon und womit Menschen leben, danach durchsucht und danach behandelt werden muss, dass es Geld abwirft, möglichst viel Geld. Nur dann ist ein Ende der grassierenden Not und des immer weiter ausgreifenden Verderbens überhaupt möglich. Es erfordert mehr, als dass nur nicht mehr nach der Geldlogik gedacht würde. Es erfordert ein Ende des Geldes selbst, wovon die Menschen leben und wie sie es verteilen. Es müsste demnach grundsätzlich anders geleistet werden, als vermittelt über Geld und über den systemisch eingerichteten Zwang, zu Geld zu kommen. Das wäre zwar bedeutend einfacher, als wenn alles, was Menschen tun, zuerst auf Geld gerichtet sein muss, bevor es vielleicht, ja vielleicht aber auch nicht zu irgendetwas gut sein kann. Alles, was Menschen tun, hätte dann einfacherweise nur dem zu gelten, was sie tun und was sie damit erreichen wollen, nichts sonst. Aber das hat unter anderem die eine unüberwindliche Schwierigkeit, dass heute all das fast ausschließlich über Geld organisiert ist. Alle Versorgung, die nicht über Geld liefe, ist so gut wie vernichtet. Ja, alle Voraussetzungen dafür, sie anders zu organisieren als über Geld, sind über die letzten Jahrhunderte hinweg planmäßig ausgemerzt worden. Das ist der bittere Grund dafür, dass die Bevölkerung in Staaten, in denen es mit dem kapitalistischen Geldgewinn nicht ganz so klappt wie bei den Weltmarktgewinnern, nur noch vor sich hin darben oder davonlaufen kann. Eine Rückkehr zu irgendwelchen älteren Formen der Subsistenz ist daher ausgeschlossen. Selbst für den Fall, dass sie irgendwie wühnschänzwert wäre, statt zu einer Rückkehr, käme es nur zu einem Rückfall, weit zurück hinter früher erreichte Möglichkeiten. Es kann nicht anders sein. Die modernen Mittel für Produktion und Verteilung, zu deren Entwicklung das Geld die Menschen angetrieben hat, wären nicht aufzugeben, sondern aufrecht zu erhalten, aber neu zu verwenden. Denn ihre Fähigkeit, besser und mit weniger Aufwand zu produzieren und das Produzierte auch genauer und zuverlässiger zu verteilen als je zuvor, wäre dann, wenn sie nicht mehr dem Diktat einer Rentabilität in Geld unterworfen wären, anders zu nutzen. Es ist eine hochwillkommene Fähigkeit, ein Geschenk, für das dem Geldpostum geradezu noch einmal Dank abzustatten wäre.