MoneyMuseum's Podcast (5 Min.)

Lukrez: Ewig tanzende Atome

Jurg Conzett

Eine bahnbrechende Weltanschauung taucht aus dem Staub der Jahrtausende auf. Titus Lucretius Carus, besser bekannt als Lukrez, fordert uns heraus, die Welt neu zu denken - nicht durch Technologie oder Abstraktion, sondern durch unsere Sinne. 

Klaus Binders neue Übersetzung von "De rerum natura" bringt uns die revolutionäre Naturphilosophie eines Mannes näher, der sowohl im antiken Rom als auch in der christlichen Ära als Provokateur galt. Warum? Weil er es wagte, religiöse Furcht zu hinterfragen und eine Weltanschauung zu entwickeln, die auf empirischer Beobachtung fusst. Seine Vorstellung von Atomen – den "Keimen der Dinge" – veranschaulicht durch das poetische Bild der im Sonnenlicht tanzenden Staubpartikel, nimmt moderne wissenschaftliche Konzepte vorweg, während sie gleichzeitig einen zutiefst menschlichen, sinnlichen Zugang zur Welt bewahrt.

Die Übersetzung selbst ist ein Balanceakt zwischen Treue zum Original und Zugänglichkeit für heutige Leser. Binder wagt den Schritt von der lateinischen Versform zur deutschen Prosa, was dem Text eine neue Lebendigkeit verleiht, obwohl manchmal die Grenzen zwischen antiker und moderner Stimme verschwimmen. Was bleibt, ist die zeitlose Relevanz eines Werkes, das uns einlädt, die Grundfragen der Existenz zu durchdenken – jenseits von Dogmen und irrationalen Ängsten.

Taucht ein in einen Dialog zwischen den Epochen und entdeckt, wie die Gedanken eines römischen Dichters vor über 2000 Jahren immer noch die Kraft haben, unser Verständnis der Welt zu erschüttern und zu bereichern. Die Sonnenstäubchen tanzen noch immer, und Lukrez' Weisheit leuchtet durch Binders meisterhafte Übersetzung in unsere Gegenwart.

Speaker 1:

Lukrits Ansatz, die Welt zu verstehen, erweist sich als vollkommen anders. Als treuer Schüler des Philosophen Epikur ist für ihn Wissen nur durch die Sinne zu erfahren, wie es in der semantischen Beziehung zwischen den Wörtern ertasten und verstehen in dem auch heute geläufigen Wort begreifen zum Ausdruck kommt, wo die moderne Wissenschaft sich fast ausschließlich auf Hilfsmittel stützt, um die Begrenzung der menschlichen Sinne mit Technischem zu überwinden. Da legitimiert bei Lucrez die sinnliche Vorstellungskraft das generierte Wissen. So führt er, um die Vorstellung von den Atomen erfahrbar zu machen, von den Urelementen oder den Keimen der Dinge, die sich ohne Unterlass zu Dingen zusammenfügen, sie zerfallen lassen und wieder neu hervorbringen. Das Gleichnis der Sonnenstäubchen an, die unergründbaren Bewegungen von sonst verborgenen Staubteilchen im leeren Raum, in einem durch das Fenster dringenden Sonnenstrahl sichtbar gemacht, ist eine Analogie, die auf den Wesenskern unserer Welt auf nahezu poetische Weise deutet. Sowohl die antiken Römer als auch später die Christen sahen in dem 100 vor Christus geborenen Dichter ein Ärgernis. Die einen, da er die Notwendigkeit von religiöser Furcht und sakralem Opfer bestritt und auch Ruhm, ehre und ihre Kriege anprangerte. Die anderen sahen in ihm einen Atheisten, der sie selbst und ihr Religionssystem bedrohte.

Speaker 1:

In Klaus Binders neuer Übersetzung von Lucrez Dererum Natura entfaltet sich ein faszinierender Dialog zwischen Antike und Moderne. Binder hat es geschafft, die philosophische Tiefe und poetische Schönheit des Originals in eine flüssige, moderne deutsche Prosa zu übersetzen, was das Werk sowohl für Liebhaber klassischer Literatur als auch für neue Leser zugänglich macht. Die Übersetzung zeichnet sich durch eine klare Sprache und eine sorgfältige Annäherung an Lucrets komplexe Gedankenwelt aus. Binder vermittelt die Kernthemen Empirismus, die Natur der Atome und die philosophische Auseinandersetzung mit dem Leben und Tod auf eine Weise, die sowohl treu zum Original als auch verständlich für heutige Leser ist als auch verständlich für heutige Leser ist. Sein Ansatz, das lateinische Phasmas zugunsten einer freieren Prosa-Darstellung zu verlassen, ermöglicht eine direktere und lebendigere Erfahrung des Textes.

Speaker 1:

Jedoch bleibt manchmal unklar, ob die Stimme, die aus dem Text spricht, die des antiken Römers Lucrets oder die des zeitgenössischen Übersetzers Binder ist. Dies könnte für Leser ohne vertiefte Kenntnisse in der Materie verwirrend sein. Obwohl Binders Kommentare wertvolle Einblicke bieten, könnten sie umfangreicher sein, um die Brücke zwischen Lukrits Zeit und der heutigen Welt noch deutlicher zu schlagen. Die Modernität von Lukrits Ideen ist besonders bemerkenswert. Seine Vorstellungen von Atomen und der Natur des Universums, obwohl in einem antiken Kontext verankert, resonieren überraschend mit modernen wissenschaftlichen Konzepten. Diese zeitlose Relevanz macht Dererum Natura« zu einer bereichernden Lektüre, die zum Nachdenken über die Grundfragen der menschlichen Existenz anregt. Dieses Werk bietet einen einzigartigen Einblick in die Gedankenwelt eines der bedeutendsten Dichter der Antike und zeigt, wie seine Überlegungen bis heute nachhallen. Zeigt, wie seine Überlegungen bis heute nachhallen. Binders Übersetzung ist ein Triumph der literarischen Übertragung, der Lucrets Ideen und Sprache in unserer Zeit neu belebt. Sie regt zum Nachdenken an und eröffnet neue Perspektiven auf einen Text, der seit Jahrtausenden Leser fasziniert und inspiriert.