
MoneyMuseum's Podcast (5 Min.)
Audioführer-Konzepte für das MoneyMuseum: Einblick in die Welt des Geldes
Das MoneyMuseum hilft Besuchern, die komplexe Welt des Geldes interaktiv zu erkunden. Speziell entwickelte Audioführer beleuchten dabei verschiedene Aspekte des Geldes und bieten vertiefende Einblicke in seine Funktionen und kulturelle Bedeutung. Die meisten Podcasts dauern gut fünf Minuten.
MoneyMuseum's Podcast (5 Min.)
Die Du-Revolution
Eine vergessene Revolution der Schweizer Mediengeschichte: Als Arnold Kübler 1941 - mitten im Zweiten Weltkrieg - das Kulturmagazin "Du" gründete, schuf er mehr als nur eine Zeitschrift. Er etablierte einen Raum für Menschlichkeit und Schönheit in einer Zeit der Barbarei und Propaganda.
Wir tauchen ein in die faszinierende Geschichte dieses aussergewöhnlichen Magazins und seines visionären Gründers. Küblers Mission war revolutionär: Ein Magazin zu schaffen, das seinen Lesern hilft, "sehen zu lernen" - die Welt mit wachem, aufmerksamem Blick wahrzunehmen. Mit der direkten Ansprache "Du" brach er radikal mit der distanzierten Medienkommunikation seiner Zeit und forderte den Leser zu echter Auseinandersetzung auf Augenhöhe heraus.
Besonders bemerkenswert war Küblers Fokus auf das Visuelle, mit wegweisenden fotografischen Beiträgen von Meistern wie Paul Senn und Werner Bischof. Diese Verbindung von Ernsthaftigkeit und Schönheit, von intellektuellem Anspruch und emotionaler Zugänglichkeit, macht das Erbe des "Du" auch heute noch relevant. Wir verfolgen die Entwicklung des Magazins bis in die Gegenwart und stellen die Frage: Wer oder was antwortet heute auf dieses "Du"? Wer nimmt in unserer schnelllebigen, digitalen Medienwelt noch den Anspruch ernst, genau hinzusehen und menschlich zu bleiben? Entdecken Sie mit uns diese vergessene Revolution und ihre bleibende Bedeutung für unsere mediale Gegenwart.
Herzlich willkommen. Heute schauen wir uns, was ganz Besonderes an, finde ich Ein Schweizer Kulturmagazin, das ja wirklich Geschichte geschrieben hat, du und natürlich seinen Gründer, arnold Kübler.
Speaker 2:Genau Eine faszinierende Figur und eine ebenso faszinierende Zeitschrift, gerade wenn man auf die Gründungszeit blickt.
Speaker 1:Absolut, wir stützen uns da auf eine Sonderausgabe von 91 und noch andere Texte über ihn und seine Vision. Die große Frage ist ja, was machte Du so besonders 1941, mitten im Krieg gegründet.
Speaker 2:Ja, das ist der Punkt.
Speaker 1:Und was ist davon heute noch lebendig? Das wollen wir uns mal genauer ansehen.
Speaker 2:Es ist eben, wie Sie sagen, mehr als nur die Geschichte eines Magazins. Es ist die Geschichte einer Haltung, einer Haltung, ja, einer ganz bestimmten Art, die Welt zu betrachten, darzustellen. Kübler hat das geprägt, diese Mischung aus Kunst, journalismus und, ja, tiefem Humanismus.
Speaker 1:Okay, dann packen wir das doch mal aus Küblers Vision 1941. Das war ja unglaublich mutig, mitten im Zweiten Weltkrieg ein Kulturmagazin zu starten. Was war da der Antrieb?
Speaker 2:Also im Kern war es wohl der Wunsch, eine Art Gegenwelt zu schaffen Zum Krieg, zur Barbarei.
Speaker 1:Eine Gegenwelt.
Speaker 2:Genau Ein Refugium für Menschlichkeit, für Schönheit, fürs Denken, ein bewusster Kontrast, um geistige Freiheit zu bewahren. Das war ihm wichtig.
Speaker 1:Und die Kunst spielte da eine große Rolle, habe ich gelesen.
Speaker 2:Enorm. Kübler kam ja von der Kunst, das prägte alles. Das Magazin sollte helfen, sehen zu lernen, sehen lernen, ja, die Welt aufmerksam wahrzunehmen. Deshalb auch von Anfang an dieser Fokus auf Fotografie. Denken Sie an Paul Sen, werner, bischof, große Namen.
Speaker 1:Das ist spannend. Also kein direkter Kommentar zum Krieg, sondern eher ein ästhetischer Kontrapunkt, eine geistige Fluchtburg sozusagen.
Speaker 2:So könnte man es sehen, ja, wobei es nicht nur Flucht war, sondern auch Behauptung von Werten.
Speaker 1:Und dann natürlich dieser Titel Du, Das muss ja damals eingeschlagen haben, oder?
Speaker 2:Absolut Völlig revolutionär für die Zeit. Warum genau, naja, stellen Sie sich vor, die Presse, oft sehr autoritär, distanziert Propaganda überall, und dann kommt Kübler mit diesem simplen direkten Du.
Speaker 1:Das war ein Statement.
Speaker 2:Ein radikaler Akt. Es hat den Leser ja quasi in einen Dialog gezwungen, eine persönliche Auseinandersetzung gefordert.
Speaker 1:Eben, keine anonyme Masse mehr sondern ein Gegenüber Auf Augenhöhe, und das war sein ausdrücklicher Wunsch.
Speaker 2:Ja, absolut Ein bewusster Bruch mit diesem Herablassenden, ein Ausdruck von Nähe, von Verantwortung, kultur eben als Haltung, nicht nur als Bericht, und gleichzeitig, ganz wichtig, weltoffen. Ein Fenster zur Welt aus der Schweiz heraus, keine Abschottung.
Speaker 1:Dieses Du also als Programm.
Speaker 2:Selbst die Typografie, diese zwei großen, schlichten Buchstaben.
Speaker 1:Genau Die signalisierten ja schon Konzentration aufs Wesentliche, auf das Menschliche. Fast ein poetischer Akt, der die Richtung vorgab.
Speaker 2:Wie war denn Kübler so als Mensch, als Chef hinter diesem Programm? Die Texte zeichnen ja ein lebhaftes Bild.
Speaker 1:Ja Weggefährden beschreiben ihn als sehr charismatisch, inspirierend, aber auch fordernd, Fast unbequem in seinem Qualitätsanspruch.
Speaker 2:Kompromisslos.
Speaker 1:Absolut kompromisslos. Er war halt kein typischer Blattmacher, eher ein Künstler im Journalismus, geprägt durch Malerei, schriftstellerei, theater.
Speaker 2:Das merkt man den Heften wohl an.
Speaker 1:Unbedingt. Seine Themenwahl war oft unkonventionell. Sein Gespür für das Visuelle, das war wegweisend. Er hat Brücken gebaut zwischen den Künsten, den Kulturen.
Speaker 2:Aber das führt doch sicher auch zu Reibungen natürlich. Gerade mit dem Verlag gab es immer wieder Konflikte. Seine kreative Vision traf da halt auf die harte wirtschaftliche Realität. Das kennt man ja.
Speaker 1:Okay, und jetzt wird es ja wirklich spannend. Was ist von dieser starken, ja fast missionarischen Vision heute noch übrig? Du gibst es ja immer noch, aber die Medienwelt ist ja eine komplett andere.
Speaker 2:Ja, das ist die Frage. Man muss wohl von einer partiellen Weiterführung sprechen. Also nach Kübler er ging ja 1958, wurde das Magazin weitergeführt, immer wieder angepasst, und dann kamen die Krisen Richtig, wie bei vielen Printtiteln Ab den 2000ern. Der digitale Wandel. Das war hart, du stand sogar kurz vor dem Aus, wurde dann aber gerettet.
Speaker 1:Und wie erscheint es heute?
Speaker 2:Heute erscheint Du monothematisch. Jede Ausgabe widmet sich einem Thema in der Tiefe. Es ist immer noch sehr hochwertig gestaltet, oft bildstark, der Ton nachdenklich, reflektiert.
Speaker 1:Aber was genau lebt vom ursprünglichen Küblergeist weiter? Woran erkennt man das Erbe?
Speaker 2:Also ganz klar die zentrale Rolle des Visuellen, dieses Sehen-Lernen, das ist immer noch da. Auch die thematische Tiefe in den monothematischen Heften knüpft daran an, und oft findet man auch noch diesen persönlichen direkten Ton. Aber ja, die prägende Kraft im öffentlichen Diskurs, die du mal hatte, die ist sicher geringer, und dieser ursprüngliche humanistische Impuls, kultur als existenzielles Gegengewicht zu setzen, der wirkt heute vielleicht weniger stark, eher sagen wir, feuilletonistisch.
Speaker 1:Also mehr nachdenklicher Kulturteil als direkter gesellschaftlicher Gegenentwurf.
Speaker 2:So ungefähr ja, Die existenzielle Dringlichkeit von damals ist halt einer anderen Zeit gewichen.
Speaker 1:Also, was heißt das unterm Strich? Die Grundidee ist noch da, aber Wirkung und Dringlichkeit haben sich verändert.
Speaker 2:Genau das, Das heutige. Du bewahrt viel vom Stil, von der Qualität. Aber man muss auch sagen, in unserer heutigen schnellen, oft oberflächlichen digitalen Welt ist eigentlich jedes Medium, das konsequent auf Tiefe setzt, auf Schönheit, auf Aufmerksamkeit, ein wichtiges Erbe von Küblers Idee. Das ist schon wertvoll.
Speaker 1:Können Sie ein Beispiel geben, was heute in seinem Sinne wäre?
Speaker 2:Naja, nehmen wir mal ein Thema wie Du und das Geld. Wenn Du das heute macht, dann nicht als Finanzratgeber klar, sondern als tiefgründige menschliche Reflexion darüber, was Geld mit uns macht. Das wäre wohl ganz in seinem Verstehe.
Speaker 1:Arnold Kübler hat mit Du also wirklich mehr geschossen als nur ein Magazin. Es war eine Haltung, ein Blatt für alle, die sehen wollen. So hat er es ja genannt Genau Ein starkes Plädoyer für Tiefe, für Menschlichkeit, für den genauen Blick, gerade in schwierigen Zeiten damals. Für den genauen Blick gerade in schwierigen Zeiten damals.
Speaker 2:Und genau darin liegt vielleicht die bleibende Relevanz, diese Verbindung von Ernsthaftigkeit und Schönheit, von Inhalt und Form, von. Anspruch und Zugänglichkeit, das ist ja heute genauso eine Herausforderung wie damals. Die Frage, die im Raum bleibt und die Sie als Hörer vielleicht mitnehmen möchten Wer oder was antwortet heute auf dieses Du?
Speaker 1:Wer nimmt diesen Anspruch ernst, genau hinzusehen und menschlich zu bleiben in unserer doch sehr komplexen Welt? Eine gute Frage zum Schluss.