MoneyMuseum's Podcast (5 Min.)

Geld ist nicht neutral, sondern programmiert auf endlose Expansion

Jurg Conzett

Warum scheint Geld bei allen grossen Problemen unserer Zeit mitzumischen, wird aber gleichzeitig als Lösung verkauft? Diese Frage treibt uns in dieser faszinierenden Episode an. Wir nehmen dich mit auf eine Entdeckungsreise zum wahren Wesen des Geldes – jenseits der Oberfläche des alltäglichen Tauschmittels.

Basierend auf einer fiktiven "Ermittlungsakte" stellen wir eine radikale These vor: Modernes Geld ist nicht einfach ein neutrales Werkzeug, sondern ein System mit eingebautem Wachstumszwang. Während alte Münzen noch aus wertvollen Materialien bestanden, repräsentiert unser heutiges Geld nur noch eine abstrakte Menge – völlig losgelöst von materiellem Wert. Diese fundamentale Veränderung hat weitreichende Konsequenzen für unsere Gesellschaft.

Besonders erhellend ist unsere Betrachtung der Geldschöpfung durch Kredit. Wenn Banken Kredite vergeben, erschaffen sie buchstäblich neues Geld, das vorher nicht existierte. Hinter unserem Geld steht keine feste Deckung mehr wie Gold oder Arbeit – nur Vertrauen und die systemische Notwendigkeit, es zu benutzen. Diese Mechanismen erzeugen einen permanenten Zwang zur Konkurrenz, der tiefgreifende Auswirkungen auf unser Leben und unsere Umwelt hat.

Die Schlussfolgerung unserer Analyse ist provokant: Phänomene wie Wachstumszwang, Konkurrenzdruck und Umweltzerstörung sind keine Verirrungen oder Missbrauch des Systems, sondern im Wesen des modernen Geldes selbst angelegt. Hör jetzt rein und lass dich auf einen Perspektivwechsel ein, der dein Verständnis von Wirtschaft, Gesellschaft und den Herausforderungen unserer Zeit grundlegend verändern könnte.

Speaker 1:

Hallo und willkommen zu unserer heutigen Betrachtung. Heute schauen wir uns mal, was an, das du ja jeden Tag benutzt, aber vielleicht selten hinterfragst Geld. Was ist das wirklich? Einfach nur ein Tauschmittel, oder steckt da viel mehr dahinter? Unsere Grundlage heute sind Auszüge aus einer naja fiktiven Ermittlungsakte, die versucht, dem Wesen des Geldes auf die Spur zu kommen, und die zentrale Frage, die du uns ja mitgegeben hast Geld scheint irgendwie bei allen großen Problemen mitzumischen, wird aber oft als Lösung verkauft. Stimmt das denn? Die Akte, jedenfalls die, stellt da eine ziemlich radikale These auf.

Speaker 2:

Ja, das kann man so sagen. Nämlich, geld, so wie wir es kennen, ist nicht nur ein Werkzeug, es ist im Grunde Kapital mit einem eingebauten Zwang zum Wachstum.

Speaker 1:

Genau das, und die Quellen sagen auch dieses moderne Geld. das ist keine uralte Erfindung, das entsteht wohl erst so richtig nach dem Mittelalter hier in Europa, aber Münzen gab es doch schon viel früher.

Speaker 2:

Klar, münzen gab es, aber die waren eben so die Argumentation noch kein Geld im heutigen Sinne. Der entscheidende Punkt laut Akte die Menschen damals, die lebten nicht hauptsächlich von Kauf und Verkauf so wie wir heute.

Speaker 1:

Und das, das ändert alles. Okay, aber was ist denn genau der Unterschied? Also, warum ist unser Geld anders als, sagen wir mal, alte Silbermünzen?

Speaker 2:

Der Kernunterschied, so steht es in der Quelle. Geld heute ist reines Tauschmittel. Es besteht nicht mehr selbst aus was Wertvollem wie eben Silber in der Münze.

Speaker 1:

Ah, okay.

Speaker 2:

Sondern. Es repräsentiert nur noch eine abstrakte Menge, einen Wert, reine Zahl, reines Quantum, sozusagen Also völlig losgelöst von einem Materialwert. Und die alten Münzen Sondern.

Speaker 1:

Verstehe, und diese Notwendigkeit treibt dann wahrscheinlich auch das an, was die Akte als den Zwang zum Mehrwerden beschreibt.

Speaker 2:

Exakt. Die Analyse in der Akte sagt dieses moderne Geld, das muss seinem Wesen nach mehr werden. Wert muss zum Mehrwert werden. Unternehmen müssen Gewinn machen, sonst gehen sie unter.

Speaker 1:

Sie verschwinden einfach vom Markt.

Speaker 2:

Eben. Geld funktioniert demnach nur in einem System des ständigen Wachstums, und weil Kredite ja, wie wir gleich noch sehen, meistens mit Zinsen zurückgezahlt werden müssen, braucht das System ständig mehr Geld, als ursprünglich da war.

Speaker 1:

Genau das. Das ist einer der Treiber für diesen Wachstumszwang, den die Akte beschreibt. Das leuchtet ein. Aber Moment mal, wenn Geld nur ein Symbol ist, quasi nichts, wo kommt es dann her? Wie entsteht das überhaupt?

Speaker 2:

Tja, die Quelle beschreibt das über die Geldschöpfung durch Kredit. Vereinfalt gesagt, eine Bank gibt einen Kredit. Das ist eine Summe, die vorher nicht existierte.

Speaker 1:

Echt, die war vorher nicht da.

Speaker 2:

Nein, und dieser Kredit ist neues Geld. Technisch gesehen hebt sich das zwar auf Schulden beim Nehmer Forderung bei der Bank, aber faktisch ist neues, nutzbares Geld im Umlauf.

Speaker 1:

Und wenn der Kredit zurückgezahlt wird.

Speaker 2:

Dann wird das Geld wieder vernichtet, Damit die Geldmenge aber wächst, was sie ja laut Aktesystem bedingt muss müssen eben ständig mehr Kredite vergeben, als getilgt werden.

Speaker 1:

Das heißt ja anders, als viele vielleicht denken hinter unserem Geld steht gar kein Gold mehr im Tresor oder sowas.

Speaker 2:

Genau das behauptet die Quelle Keine feste Deckung durch Gold oder Arbeit oder sonst was, sondern nur Vertrauen. Vertrauen ja, und vor allem die systemische Notwendigkeit, es zu benutzen. Die einzige Deckung sei die zukünftige Erwartung, dass du damit Waren kaufen kannst. Es muss sich erst im Kauf bewähren, um dann gedeckt gewesen zu sein.

Speaker 1:

Und diese Notwendigkeit erzeugt dann Zwang.

Speaker 2:

Ja den Zwang zur Konkurrenz. Käufer wollen niedrige Preise, verkäufer hohe. Das führt zur Konkurrenz zwischen den Verkäufern um dich als Käufer Und umgekehrt Und zur Konkurrenz zwischen Käufern und Verkäufern um Kostenminimierung, also zum Beispiel bei Löhnen. Man konkurriert mit Geld, durch Investitionen, um dann besser konkurrieren zu können. Es ist nie genug da, nie genug Geld, nie genug Gewinn.

Speaker 1:

Die Akte spricht ja auch vom Staat und vom Eigentum in diesem Zusammenhang. Wie passt das rein?

Speaker 2:

Die Analyse sieht den modernen Staat und das moderne Geld quasi als Zwillinge Gleichzeitig entstanden ein unpersönlicher Machtapparat für eine Gesellschaft, die auf unpersönlichem Austausch basiert.

Speaker 1:

Und was macht der Staat da genau?

Speaker 2:

Er garantiert das moderne Privateigentum, also dieses ausschließliche Verfügungsrecht über Dinge. Ohne das könntest du ja Garments verkaufen, klar lobisch. Und er setzt die Währung durch als gesetzliches Zahlungsmittel. Geld und moderner Staat sind also laut Akte zwei Seiten derselben Medaille. Geld schließt erstmal alle von den Gütern aus, um sich dann als Mittel anzubieten, um wieder Zugang zu bekommen durch Kauf.

Speaker 1:

Das ist schon eine ziemlich provokante Sichtweise aus der Akte, dass die Probleme, die man oft zu dem Kapitalismus zuschreibt, gar nicht im Missbrauch des Geldes liegen.

Speaker 2:

Sondern im Geld selbst. Ja, das ist die radikale Schlussfolgerung der Quelle. Geld ist Kapital Genau Die Phänomene wie Wachstumszwang, konkurrenzdruck, ausbeutungstendenzen oder auch Umweltzerstörung durch ständige Expansion. Das seien keine Verirrungen oder ein schlechter Kapitalismus.

Speaker 1:

Sondern.

Speaker 2:

Sondern sie sind im Wesen des modernen Geldes selbst angelegt. Es ist kein neutrales Werkzeug, das man gut oder schlecht nutzen kann. Seine Funktionsweise erzwingt diese Dynamiken. So die Argumentation. Wachstum ist dann keine Ideologie, sondern eine systemische Notwendigkeit des Geldes selbst.

Speaker 1:

Puh, okay, das stellt wirklich einiges auf den Kopf, wenn man dieser Analyse folgt. Geld also nicht als neutrales Mittel, sondern als ein System mit einer ganz eigenen, ja fast unaufhaltsamen Dynamik.

Speaker 2:

Und genau da, da lassen dich die Quellen mit einer ziemlich nachdenklichen Frage zurück. Wenn das Wesen des Geldes selbst diesen Zwang zu endlosem Wachstum mit all seinen Konsequenzen beinhaltet, was bedeutet das dann für Lösungsansätze?

Speaker 1:

Du meinst Ansätze, die nur an Symptomen ansetzen?

Speaker 2:

Genau Ansätze, die vielleicht nur an Symptomen wie Gier oder schlechtem Kapitalismus herumdoktern, ohne das Geld selbst und seine Funktionsweise zu hinterfragen. Eine unbequeme Frage, aber vielleicht eine notwendige Überlegung für dich.