MoneyMuseum's Podcast (5 Min.)

Weirdo: Liebe, Tod und Freiheit: Eine Reise mit Liu Hong

Jurg Conzett

Liu Hongs aussergewöhnliche Lebensgeschichte lässt uns staunen und nachdenken. Mit 56 Jahren beginnt die Wissenschaftlerin und Ökonomin ein Doktoratsstudium in Wien – ein mutiger Schritt, der ihre tiefe Überzeugung widerspiegelt, dass es für persönliches Wachstum keine Altersgrenze gibt.

Von ihren viermaligen Kündigungen bis hin zu ihrem unkonventionellen Erziehungsstil zeigt Liu Hong, was es bedeutet, authentisch zu leben. Sie zerreisst die Hausaufgaben ihres Sohnes und fördert stattdessen seine Liebe zu Komödien und Filmen – ein radikales Statement gegen sinnentleertes Leistungsdenken. Besonders berührend ist ihre Erzählung vom "doppelten Leben" als alleinerziehende Mutter eines schwerkranken Kindes: einerseits die intensive Pflege und der private Schmerz, andererseits die Notwendigkeit, nach aussen zu funktionieren.

Liu Hongs Definition von Freiheit ist eng mit Selbstbestimmung verknüpft. Sie lehrt uns, ungesunde Beziehungen rechtzeitig zu beenden und unsere emotionale wie finanzielle Unabhängigkeit zu wahren. Dabei blickt sie ohne Verklärung auf vergangene Zeiten zurück und erkennt, dass jede Generation vor eigenen spezifischen Herausforderungen steht. Ihr Leben zeigt eindrücklich, wie vermeintlich nutzlose Hobbys wie Tanzen und Lesen später zu wichtigen Ressourcen werden können.

Tauchen Sie ein in diese inspirierende Geschichte einer Frau, die uns lehrt, dass das Leben ein fortwährender Prozess des Lernens und der Sinnfindung ist – unabhängig von Alter und Umständen. Hören Sie jetzt rein und reflektieren Sie: Wie prägen die Erfahrungen früherer Generationen unbewusst Ihre eigenen Entscheidungen heute?

Speaker 1:

Hallo und willkommen zu unserer heutigen Vertiefung. Hallo, Wir schauen uns heute Auszüge aus einem Gespräch mit Liu Hong an. Sie ist eine unabhängige Wissenschaftlerin, Ökonomin. Autorin.

Speaker 2:

Und hat mit 56 Jahren muss man sich mal vorstellen in Wien noch ein Doktoratsstudium begonnen. Sie ist jetzt 64.

Speaker 1:

Genau. Und diese Quellen, die wir haben, beleuchten ihre Gedanken zu den großen Themen Liebe, tod und Freiheit, alles basierend auf ihren doch sehr bewegten Lebenserfahrungen.

Speaker 2:

Unsere Mission heute ist sozusagen, die Kerngedanken aus diesem Dialog rauszuziehen. Der spiegelt ja die Erfahrungen und auch Herausforderungen von Frauen über Generationen hinweg.

Speaker 1:

Ja, eben Am Beispiel dieser einen wirklich bemerkenswerten Lebensgeschichte Und was Sie vielleicht daraus für sich mitnehmen können.

Speaker 2:

Genau, es geht um die Suche nach Sinn, um Widerstandsfähigkeit und wie sich Perspektiven auf naja, arbeit, familie, persönliches Wachstum über die Zeit verändern können. Besonders interessant finde ich ja Liu Hongs Weg, wie sie durch einen, wie sie sagt, prozess des Ausschlusses zu ihrer Leidenschaft fand.

Speaker 1:

Stimmt, sie hat ja viermal gekündigt.

Speaker 2:

Viermal Und sich von einem Staatsbetrieb dann der Wirtschaftsforschung zugewandt. Das ist schon ein Weg.

Speaker 1:

Okay, packen wir das mal aus. Ein zentraler Punkt ist sicher Ihre Erfahrung als ältere Studentin und dieses Gefühl, dass die Lebenszeit nie ausreicht. Wie findet man mit über 35 seinen Platz, gerade als Frau?

Speaker 2:

Eine Riesenfrage. Für Liu Hong waren Arbeit und Lernen offenbar stets eine Stütze. Ein Rettungsanker, hat sie gesagt, in schwierigen Zeiten. Ja, was ich auch faszinierend finde, ist, wie sie den Wert von Dingen erkennt, die früher als nutzlos galten.

Speaker 1:

Wie zum Beispiel.

Speaker 2:

Na Tanzen und Lesen in ihrer Jugend. Das hat ihr später im Leben geholfen, sagt sie.

Speaker 1:

Das wirft natürlich die Frage auf, was wir überhaupt als nützlich definieren oder Genau Was ist schon nutzlos? Hier wird es dann auch wirklich tiefgreifend. Sie spricht sehr offen über den Umgang mit dem Tod ihres Sohnes. Ja, Nach einem langen Kampf gegen eine unheilbare Krankheit.

Speaker 2:

Und wie sie als alleinerziehende Mutter diese Zeit durchlebt hat. Sie spricht von einem doppelten Leben.

Speaker 1:

Können wir das kurz erklären?

Speaker 2:

Ja, bitte. Sie meint damit wohl diese Zerreißprobe, einerseits die intensive Pflege, der private Schmerz, und gleichzeitig musste sie nach außen hin funktionieren.

Speaker 1:

Im Beruf, im Alltag.

Speaker 2:

Genau Eine immense Belastung Gerade allein.

Speaker 1:

Kaum vorstellbar. Und trotzdem hat sie ja auch da, oder besser gesagt schon viel früher, einen sehr eigenen Kopf bewiesen. Stichwort Erziehung.

Speaker 2:

Ah ja, diese Geschichte mit den Hausaufgaben.

Speaker 1:

Genau, sie hat die Hausaufgaben ihres Sohnes zerrissen.

Speaker 2:

Ja, das erzählt sie so Eine ziemlich provokante Anekdote klar. Sie hat ihn wohl ermutigt, stattdessen mehr Komödien zu hören oder Filme zu schauen.

Speaker 1:

Also weg vom reinen Pauken.

Speaker 2:

Sozusagen Ein Plädoyer für eine Anti-Mainstream-Freude am Lernen, könnte man sagen, gegen diesen reinen Leistungsdruck.

Speaker 1:

Wirft natürlich Fragen auf.

Speaker 2:

Sicherlich Über Balance, über Erwartungen, aber es zeigt halt ihre Priorität.

Speaker 1:

Die Freude am Entdecken, nicht nur die Pflichterfüllung. Was bedeutet das jetzt alles für ihr Verständnis von Beziehungen und Unabhängigkeit? also die anderen großen Themen, liebe und Freiheit?

Speaker 2:

Ihre Erfahrungen scheinen sie darin bestärkt zu haben, wie wichtig es ist, ungesumme Beziehungen auch wirklich rechtzeitig zu beenden und die eigene Überlebensfähigkeit zu sichern finanziell, emotional, Also eine starke Betonung auf Autonomie. Ja, das scheint so. Ihre Definition von Freiheit ist wohl eng verbunden mit Selbstbestimmung und dem Mut, eigene Wege zu gehen, auch wenn das heißt, viermal zu kündigen oder eben spät zu promovieren.

Speaker 1:

Wenn wir das jetzt mal ins größere Bild einordnen. Sie blickt ja auch auf die Vergangenheit, zum Beispiel die goldenen 80er in China. Eher differenziert oder Absolut.

Speaker 2:

Also keine Verklärung nach dem Motto früher war alles besser.

Speaker 1:

Sondern.

Speaker 2:

Sie durchbricht diesen Filter des Morgen, wird es besser, der damals vielleicht vorherrschte. Sie betont, dass jede Zeit ihre eigenen spezifischen Schwierigkeiten hat.

Speaker 1:

Also, auch die 80er Jahre waren nicht nur golden.

Speaker 2:

Eben, und jede Generation von Frauen steht vor eigenen Herausforderungen Bildung, familie, beruf Das ist immer ein Aushandlungsprozess.

Speaker 1:

Aber diese Unterschiede bieten ja auch Anlass zur Reflexion, zum Wachstum.

Speaker 2:

Genau Das zu sehen, ist wichtig Okay.

Speaker 1:

Was nehmen wir also mit aus Liu Hongs Geschichte? Für mich ist es eindrücklich, dass das Leben eben ja ein fortwährender Prozess ist, des Lernens, der Anpassung, der Sinnfindung.

Speaker 2:

Und zwar unabhängig vom Alter oder den Umständen.

Speaker 1:

Ihre Fähigkeit zur Resilienz, also diese Widerstandskraft und ihr unkonventioneller Weg sind schon inspirierend.

Speaker 2:

Ja, absolut, und es zeigt, dass persönliches Wachstum oft aus unerwarteten Quellen kommt, sei es durch als nutzlos erachtete Hobbys wie das Tanzen oder Lesen oder durch schwierige Karriereentscheidungen diese Kündigungen, oder eben auch durch tiefgreifende persönliche Verluste.

Speaker 1:

Was scheint da zentral zu sein?

Speaker 2:

Die Fähigkeit zur Selbstreflexion, glaube ich, und die Bereitschaft, eben eigene Wege zu gehen, auch wenn sie nicht der Norm entsprechen. Das fordert diese lineare Karriereplanung schon heraus.

Speaker 1:

Zum Abschluss vielleicht eine Frage für Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Liu Hongs Leben hat natürlich seinen spezifischen Kontext, Aber wie prägen denn die Erfahrungen früherer Generationen denken Sie vielleicht an Ihre Mütter, Ihre Großmütter, auch wenn sie in ganz anderen Kontexten stattfanden, vielleicht unbewusst Ihr eigenes Leben und Ihre Entscheidungen heute?

Speaker 2:

Ja eine gute Frage. Was können wir aus diesen generationsübergreifenden Erzählungen für unseren eigenen Weg lernen, auch wenn die Umstände ganz anders sind?

Speaker 1:

Stoff zum Nachdenken. Damit sind wir am Ende unserer heutigen Vertiefung. Danke fürs Zuhören.

Speaker 2:

Ja, danke auch von mir, bis zum nächsten Mal.